Hüftersatzoperationen werden inzwischen oft durchgeführt. Sie führen bei den meisten Patienten zu sehr guten Ergebnissen und erlauben in vielen Fällen ein schmerzfreies Gehen. Die alltäglichen Aktivitäten können aufgrund der zurückgewonnenen Beweglichkeit wieder ohne Probleme durchgeführt werden. Leider sind auch manchmal unvorhersehbare Komplikationen möglich. Eine der schwierigsten Komplikationen ist die Infektion, eine weitere die Luxation (Ausrenkung der Hüftprothese).
Was passiert bei der Luxation?
Die Ausrenkung der Hüftprothese kann je nach Literaturvorgabe bei 2 bis 4 Prozent der Erstimplantationen erfolgen. Bei einem Zweiteingriff wie ein Hüftprothesenwechsel steigt die Häufigkeit auf bis zu 15 Prozent. Eine Hüftprothese besteht aus zwei Teilen – dem Schaft mit dem Kopf und der Pfanne. Bei der Operation werden beide Teile implantiert, dann erfolgt das Einrenken des künstlichen Gelenkes. Ab diesem Zeitpunkt wird die eingerenkte Stellung der Prothese vor allem durch die hüftübergreifende Muskulatur gehalten, teilweise auch durch Bänder, in manchen Fällen durch verbleibende Anteile der Hüftkapsel. Je nach Grundspannung und Stärke der Muskulatur oder durch die anatomisch inkorrekte Lage der Implantate kann die Prothese ausrenken. Dies kann auch durch Stürze oder bestimmte Bewegungen des Beines durch den Patienten gefördert werden. Der Patient kann dabei einen mehr oder weniger großen Schmerz verspüren und ist normalerweise danach nicht mehr in der Lage, die Hüfte zu belasten. In den meisten Fällen renkt sich dabei der Hüftkopf nach hinten aus, in selteneren Fällen nach vorne oder seitlich. Nach mehrfachen Hüftwechseloperationen steigt das Risiko einer Luxation, da sich der Zustand der Muskulatur verschlechtert und, bedingt durch den Knochenverlust, eine ausreichende Spannung zwischen den Komponenten schwieriger zu erreichen ist.
Man kann also einerseits von operationsspezifischen Risikofaktoren ausgehen wie der Zugangsweg, die Positionierung der Pfanne und des Hüftschaftes, die Weichteilspannung und die Erfahrung des Operateurs. Andererseits gibt es patientenspezifische Faktoren wie neuromuskuläre Erkrankungen, vorausgegangene Knochenbrüche am Oberschenkel oder angeborene Fehlbildungen.
Wie kann man eine Luxation vermeiden?
Entscheidend ist zunächst eine anatomisch korrekte Implantation der Prothese. Durch manche operativen Zugänge kann auch die Muskulatur so geschont werden, dass eine hintere Luxation kaum möglich ist.
Weiterhin gelten bestimmte Verhaltensregeln nach der Operation:
- der Patient darf die Beine nicht überschlagen
- er sollte die Hüfte nicht über neunzig Grad anwinkeln und somit auch nicht zu tief sitzen (z. B. am Anfang Sofas vermeiden oder ein Keilkissen benutzen)
- in den ersten Wochen sollte der Patient wenn möglich vermeiden, seitlich zu liegen. In manchen Fällen ist eine seitliche Lagerung auf der nicht operierten Seite mit einem Kissen zwischen den Beinen möglich.
Die genauen Verhaltensregeln und vor allem die Dauer der Einhaltung dieser Regeln werden vom Operateur festgelegt. Sie sind abhängig vom Operationszugang, vom Prothesentyp und den individuellen Patientengegebenheiten, wie der Zustand der Muskulatur und des Knochens (Hüftdysplasie).
Wie behandelt man eine Luxation der Hüftprothese?
Die Behandlung der Hüftluxation besteht aus einem Einrenken der Prothese in Narkose. Wird am Bein gezogen, schnappt meistens der Kopf wieder in die Pfanne ein. Die Prozedur wird unter Röntgenkontrolle durchgeführt. In seltenen Fällen kann ein Repositionshindernis in der Pfanne vorliegen, das operativ entfernt werden muss. Der Patient ist schnell wieder in der Lage zu gehen, in manchen Fällen muss vorübergehend zur Stabilisierung eine spezielle Hüftbandage (Antiluxationsorthese) getragen werden. Sollte die Luxation wiederholt eintreten, kann es vorkommen, dass man mit einem neuen operativen Eingriff die Situation verbessern muss. In den meisten Fällen wird dabei der Hüftkopf durch einen längeren Hüftkopf ausgetauscht. In seltenen Fällen müssen die Pfanne und/oder der Hüftschaft gewechselt werden.
Somit ist die Luxation der Hüftprothese oft durch korrekte Verhaltensweisen vermeidbar. Durch einen schonenden Operationszugang und eine korrekte Lage der Implantate wird das Risiko reduziert.