Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, aber das Kniegelenk fängt an zu schmerzen. Kann es sein, dass sich ein Gewittersturm meldet. Sie spüren es in Ihren Knochen, aber stimmen diese Märchen? Können Gelenkschmerzen wirklich das Wetter vorhersagen?
Es stimmt, dass barometrische Druckveränderungen in der Atmosphäre Auswirkungen auf den Körper haben.
Dr. Robert Newlin Jamison, Professor an der Universität Harvard, ein Forscher, der die Auswirkungen vom Wetter auf chronische Schmerzpatienten studiert hat, berichtet, dass Patienten oft eine Verschlechterung ihres Zustandes auf das Wetter zurückführen. Jeder hat in seiner Familie einen Onkel oder eine Großmutter, die meinen, wenn Schulter oder Hüfte schmerzen, dass sich das Wetter verändert. Viele trauen sich nicht, darüber zu sprechen, da sie davon ausgehen, dass man sie nicht ernst nimmt.
In einer Studie, die Professor Jamison in vier Städten (San Diego, Nashville, Boston und Worcester) durchgeführt und in der Zeitschrift „ Pain“ veröffentlicht hat, berichten zwei Drittel der befragten chronischen Schmerzpatienten über einen Einfluss des Wetters auf ihre Schmerzen. Viele berichten sogar, dass sie Wetterveränderungen spüren, ehe sie tatsächlich eintreten.
Der Rheumatologe Dr. David Borenstein des George Washington University Medical Center sagt, dass ein Patient typischerweise vor dem Eintreffen der ersten Regentropfen die Schmerzen verspürt. Er kann mit relativer Genauigkeit sagen, wann es regnen wird.
Es gibt bis heute noch keine Einigkeit unter Wissenschaftlern, wie das Wetter oder der Wetterwechsel die Beschwerden auslöst. Aber es gibt bereits einige plausible Erklärungsversuche. Auch wenn einige Menschen berichten, dass feuchtes, regnerisches Wetter die Schmerzen auslöst, haben Forscher festgestellt, dass nicht Kälte, Regen oder Schnee die Beschwerden auslöst, sondern am ehesten der barometrische Luftdruck.
Der Luftdruck könnte der Auslöser sein
Der barometrische Druck ist das Gewicht der Atmosphäre, komprimiert die Gewebe unseres Körpers, somit auch das Gewebe um die Gelenke. Der Druck fällt meistens, bevor das schlechte Wetter einsetzt. Somit senkt sich der Druck auf das Gewebe, was dann expandieren und auf die Gelenke drücken kann. Auch wenn es sich dabei um einen kaum messbaren Druck handelt, wird er trotzdem wahrgenommen. Umso mehr ist dies bei chronischen Patienten mit sensibleren Schmerznerven (bedingt durch Verletzungen, Narben oder Verklebungen im oder um das Gelenk) der Fall. Bei niedrigerem Luftdruck expandiert das Gewebe, wie man es beim Fliegen in einem Flugzeug feststellen kann.
Sollte man deswegen bei starken arthrotischen Schmerzen in den Süden auswandern? Interessanterweise haben in der Studie die Schmerzpatienten aus San Diego die größte Empfindlichkeit auf Wetterveränderungen. Und das obschon San Diego ein sehr mildes Klima hat, mit kleinen Wetter- und Temperaturwechsel. Der Körper scheint sich auch an die kleinen Klimawechsel anzupassen.
Viele Menschen stellen im Urlaub fest, dass die Schmerzen nachlassen und führen es auf das wärmere Klima zurück. Die Ursache hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass im Urlaub der Stress nachlässt, man einen anderen Rhythmus hat, sich besser bewegt – beispielsweise Schwimmen geht – und insgesamt ausgeruhter ist.
Wie kann man Wetterfühligkeit behandeln?
Bei einem Wetterwechsel kann es durchaus vorkommen, dass Patienten ihre Schmerzmedikation vorübergehend erhöhen müssen. Es gibt aber weitere nützliche Maßnahmen.
Man sollte sich warm halten, einmal durch warme Kleidung oder durch eine wärmere Temperatur in der Wohnung. Wärmepackungen auf den betroffenen Gelenken und auf der angrenzenden Muskulatur können auch wirksam sein.
Eine Knieschwellung kann zum Beispiel durch eine Kniebandage vermieden werden. Sie wird jedoch nicht von allen Patienten toleriert.
Bewegung ist wichtig, so zum Beispiel können leichte aufwärmende Übungen hilfreich sein, bevor man bei Kälte das Haus verlässt.
Man sollte sich nicht durch das Wetter die Stimmung vermiesen lassen, indem man negativ, gereizt oder depressiv reagiert. Denn schlechte Stimmung steigert unter Umständen die Schmerzempfindlichkeit.
Helfen kann auch, sich bewusst zu machen, dass nach dem schlechten Wetter wieder gutes Wetter kommt und die Schmerzen dann nachlassen.