Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für eine Arthrose – und das nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch in der nächsten Generation.
Bei Menschen mit starkem Übergewicht, auch Adipositas genannt, ist das Risiko für eine Arthrose besonders hoch. Als übergewichtig gilt man bei einem Body Mass Index (BMI) von 25 bis 29,9. Von Adipositas sprechen Ärzte ab einem BMI von 30. Menschen mit starkem Übergewicht haben nicht nur Arthrose in Hüften oder Knien, auch die nicht tragenden Gelenke wie Finger oder Daumen sind öfter betroffen. Aus diesem Grund gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Ursachen für das erhöhte Arthrose-Risiko nicht nur in den Gelenken, sondern im ganzen Körper von adipösen Personen zu finden ist. So sind unter anderem bei Adipösen die Werte von bestimmten Eiweißen erhöht, die am Entzündungsgeschehen von Gelenken beteiligt sind.
Adipositas wirkt sich nicht nur auf das Leben des betroffenen Menschen aus. Die Fettleibigkeit beeinflusst auch die Gesundheit der zweiten Generation. Beispielsweise haben Kinder von adipösen Eltern oftmals eine genetisch bedingte Anfälligkeit, an Diabetes oder Krebs zu erkranken.
Bisher unklar ist, ob dieser Zusammenhang ebenfalls für Arthrose gilt. Ein Forschungsteam um Natalia S. Harasymowicz (St. Louis, Missouri) untersuchte jetzt an Labormäusen, ob die Nachkommen von adipösen Mäusen ein erhöhtes Risiko für Arthrose haben. Dabei interessierte die Forscher vor allem, ob das Risiko für Arthrose auch dann besteht, wenn die Nachkommen selbst schlank sind. Die Wissenschaftler züchteten zwei Mäuse-Generationen. Diese stammen von Mäuse-Eltern ab, die entweder mit einer fettreichen oder einer fettarmen Diät gefüttert wurden. Die Nachkommen der adipösen Mäuse erhielten fettarmes Futter. Die Forscher prüften, welche Mäuse nach einer Meniskusverletzung eine Arthrose entwickelten.
Übergewicht der Elterngeneration beeinflusst sogar die Kindeskinder
Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass Adipositas von der Elterngeneration auf die nächste Generation übertragen werden kann – das ist sogar dann der Fall, wenn sich die nachfolgende Generation gesund ernährt. Die Forscher machten diese Beobachtung auch bei den Labormäusen: Die Nachkommen der adipösen Mäuse nahmen in der ersten Generation 19 Prozent mehr an Gewicht zu als die Nachkommen der schlanken Mäuse. Nicht nur das: Das Übergewicht der adipösen Mäuse der Elterngeneration wirkte sich ebenfalls auf die zweite Generation aus, die um 9 Prozent mehr Gewicht zulegte.
Hinzu kommt: Auch die genetisch bedingte Anfälligkeit für Arthrose gaben die adipösen Mäuse-Eltern an ihre Nachkommen weiter. In der ersten Generation war für die weiblichen Mäuse das Risiko eine Arthrose zu entwickeln, fast doppelt so hoch (48 Prozent). Und in der zweiten Generation war es um 19 Prozent höher, im Vergleich zu den Mäuse-Nachkommen der Kontrollgruppe. In der Gelenkhaut der Nachkommen der übergewichtigen Mäuse entdeckten die Forscher außerdem mehr Entzündungszellen, die bei einer Verletzung aktiv werden.
Die Ursache für das erhöhte Risiko an Gewicht zuzunehmen, scheint mit epigenetischen Veränderungen zusammenzuhängen: Zwar sind die Gene der Mäuse identisch, doch welche Gene angeschaltet werden, wird durch Umweltfaktoren wie Ernährung an die nächste Generation weitergegeben. Die erhöhte Bereitschaft, eine Arthrose zu entwickeln, scheint ebenfalls epigenetische Ursachen zu haben. Das heißt, den Mäusenachkommen der adipösen Eltern wurde von diesen eine erhöhte Entzündungsbereitschaft mitgegeben.
Auch wenn die Studie mit Labormäusen durchgeführt wurde, zeigt sie eindringlich, welche gesundheitlichen Probleme Adipositas verursachen kann und dass diese sogar bis in die zweite Generation nachwirken könnten.
Quelle(n):
Natalia S Harasymowicz et al. (2020) Intergenerationelle Übertragung von Diät-induzierte Fettleibigkeit, Metabolisches Ungleichgewicht, und Osteoarthritis bei Mäusen. Arthritis Rheumatol. 72(4):632-644. doi: 10.1002/art.41147. Epub 2020 5. Mär.
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