Neueste Ergebnisse aus der Forschung und Therapieansätze
Die Arthrose (auf Englisch „osteoarthritis“) wurde traditionell als eine nichtentzündliche Arthritis klassifiziert. Jedoch scheint die Unterscheidung zwischen entzündlicher und degenerativer (abnützungsbedingter) Arthritis zunehmend falsch zu sein. Denn nach dem Stand der Forschung laufen im arthrotischen Gelenk und in dessen Gelenkschleimhaut eine Vielzahl von Immunsprozessen ab.
Eine Synovitis ist definiert als eine Entzündung der Synovia (Schleimhaut) und ist charakteristisch für eine klassische entzündliche Arthritis wie zum Beispiel bei der rheumatischen Polyarthritis.
Zunehmend anerkannt ist, dass ein erheblicher Anteil von Patienten mit primärer Arthrose zugleich auch eine Entzündung der Schleimhaut hat. Basierend auf dieser Beobachtung haben weitere Studien nachgewiesen, dass Gelenkentzündungen und Synovitis in der Entstehung (Pathogenese) der Arthrose eine Rolle spielen. Eine klinisch relevante Arthrose ist jedoch nicht eine einzelne Krankheit, sondern letztlich das Endprodukt eines gemeinsamen Verlaufes von vielen verschiedenen prädisponierenden Faktoren, unter anderem und vor allem Genetik, Alter, Gelenkverletzungen und Adipositas. Wie solche biologische und mechanische Prozesse zu dem progressiven „Versagen“ eines arthrotischen Gelenks beitragen, ist eng mit dem Zusammenspiel von Gelenkschäden, der Immunantwort auf die wahrgenommene Schäden und den nachfolgenden Zustand einer chronischen Entzündung verbunden.
Die Rolle einer Immunaktivierung und Entzündungen zu Beginn und im Verlauf einer Arthrose scheint zunehmend durch wissenschaftliche Studien belegt zu werden. Es scheint, dass bei einer gewissen Anzahl von Arthosepatienten die sogenannte chronische low-grade-Entzündung (tiefe Infektionen ohne eindeutige Entzündungszeichen) ein wesentlicher Faktor für die Progression der Gelenkzerstörung ist. Bekannt ist auch, dass einige Krankheiten bei älteren Menschen zugleich mit einer chronischen Entzündung verlaufen. Als Beispiele gelten die Arteriosklerose, die Paradontitis, die Makuladegeneration im Auge und die Alzheimererkrankung.
Medikamentöse Ansätze in der Arthrosetherapie
Im Gegensatz zur rheumatischen Arthritis, bei der krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente die Behandlung revolutioniert haben, beruhen die medikamentösen Therapien bei Arthrose lediglich auf einer Reduzierung und Kontrolle der Schmerzen ohne das Fortschreiten der Krankheit zu beeinflussen. Dies ist der Fall bei den nicht steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten, selektiven COX-2 Hemmern, Opiaten und anderen Schmerzmitteln, die nur symptomatisch wirken. Bisher konnte kein krankheitsmodifizierendes Mittel gegen Arthrose gefunden werden.
Aufgrund der großen Verbreitung der Arthrose besteht jedoch ein großer Bedarf, die entzündlichen und immunologischen Prozesse bei der Entstehung und Progression der Arthrose zu verstehen, um gezielte Therapien zu entwickeln.
Eine vorbeugende Behandlung wäre ab einem bestimmten Arthrosestadium mit bereits ausgeprägten biomechanischen Veränderungen und Knorpelverlust wahrscheinlich nicht mehr wirksam. Das gilt insbesondere für Gelenke mit bereits röntgenologisch nachweisbaren Arthrose-Kriterien. Es müssen also zunächst neue Wege gefunden werden, wie man am besten die Menschen identifiziert, die ein großes Arthroserisiko haben. Diese Risikogruppe wird am meisten von den spezifischen entzündungshemmenden Mitteln profitieren. Diese Risikogruppen können eventuell in naher Zukunft durch hochsensible Bildgebungsverfahren oder durch Bluttests ermittelt werden.