Eine Arthrose, deren Ursache in einem Trauma (Verletzung durch z.B. eine Fraktur) liegt, also unfallbedingt ist, kann lebensverändernde, invalidierende Folgen haben. Sie trifft oft jüngere Menschen, die unter Umständen ein Leben lang mit einer Behinderung zurechtkommen müssen. Schätzungen zufolge haben ungefähr zehn Prozent der Arthrosen eine posttraumatische Ursache.
Die aktuellen Richtlinien der Frakturbehandlung (Behandlung von Knochenbrüchen) fordern eine möglichst anatomisch exakte Rekonstruktion (Wiederherstellung) des Knochens bei Frakturen mit Gelenkbeteiligung. Wie stark der Gelenkknorpel direkt unter der Verletzung gelitten hat, ist aber in vielen Fällen nicht bekannt.
Zugleich ist es schwierig, erfolgreiche Behandlungsmethoden für einen beschädigten Knorpel zu entwickeln. Denn der Knorpel hat aufgrund der nicht vorhandenen Durchblutung kaum eigenes Erholungspotential, außer bei sehr jungen Patienten. Vier Wochen nach einem Unfall zeigen High-Impact-Unfälle die gleichen Auswirkungen auf den Knorpel wie Low-Impact-Unfälle. Zudem spielt nach Gelenktraumen wohl auch die Gelenkschleimhaut eine gewisse Rolle, indem sie verschiedene Entzündungsmediatoren in die Gelenkflüssigkeit aussondert, die eine negative Wirkung auf den Knorpel haben können.
Es scheint so zu sein, dass das bisherige Dogma einer „wasserdichten“ Reposition einer Fraktur mit Gelenkbeteiligung (Reduzierung der entstandenen Gelenkstufe unter 2 mm) nicht der alleinige oder vielleicht sogar nicht der wichtigste Faktor für das spätere funktionelle Ergebnis ist. Gelenkfrakturen mit perfektem postoperativen Röntgenergebnis korrelieren nicht immer mit einer guten Gelenkfunktion, wie auch umgekehrt.
Weitere Studien, vor allem über die Entstehung der Arthrose nach Frakturen, sind notwendig.
Posttraumatische Arthrosen können auch nach Frakturen ohne direkte Gelenkbeteiligung entstehen. So kann beispielsweise eine in einer Achsenfehlstellung ausgeheilte Fraktur eines langen Röhrenknochens (Oberschenkel) zu einer chronischen Fehlbelastung des Kniegelenkes führen und somit eine frühe Arthrose des Knies fördern. Diese kann z.B. im Sprunggelenk bereits nach kleinen Achsenabweichungen einer ausgeheilten Außenknöchelfraktur entstehen. Die Arthrose kann auch erst Jahre oder Jahrzehnte nach dem ursprünglichen Trauma entstehen.
Eine Bandverletzung im Knie oder zum Beispiel im Ellenbogen kann auch eine chronische Instabilität des betroffenen Gelenkes verursachen und somit auch eine Abnutzung des Gelenkknorpels fördern.
Häufig treten posttraumatische Arthrosen zum Beispiel nach Frakturen des Schienbeinkopfes im Kniegelenk oder im Sprunggelenk nach schweren Innen- und/ oder Außenknöchelfrakturen auf. Weitere Ursachen können auch ausgiebige Meniskusrupturen mit subtotaler Meniskusresektion (unvollständiger Meniskusentfernung) sein oder ausgeprägte unversorgte Rupturen (Riss) der Sehnenmanschette an der Schulter, die zu einer Knie- bzw. Schultergelenkarthrose führen können.
Die Kernspintomographie kann heute durchaus nach einem Unfall zeigen, ob der Gelenkknorpel gelitten hat. Entweder erkennt man abgebrochene Knorpel- oder Knorpelknochenfragmente oder man sieht Risse in der Knorpelfläche. Auch wenn die Kontinuität vom Knorpel intakt geblieben ist, kann ein Knorpelödem ein Hinweis für eine Knorpelschädigung sein. Das Problem ist, dass man bisher noch nicht weiß, wie der Knorpel auf diese Schädigung reagieren wird und wie man eine möglicherweise eintretende Arthrose vorbeugt. Weitere Studien werden zur Zeit durchgeführt, um eventuell nach einem Unfall mit Gelenkbeteiligung eine präventive Behandlung durchzuführen, so dass Spätfolgen vermieden werden können.