Dass das Klingeln eines Telefons Schmerzen verringern kann, zeigten Wissenschaftler der Universität Luxemburg in einer Studie. Den Daten zufolge könnten Menschen möglicherweise ihrem Gehirn beibringen, beim Hören eines neutralen Geräusches weniger Schmerzen wahrzunehmen.
Schon seit langem ist bekannt, dass ein lang anhaltender Schmerz in einem Körperteil abgemildert wird, wenn man einem anderen Körperteil einen neuen Schmerz zufügt. Beispielsweise könnten Schmerzen im Knie geringer werden, wenn man den Arm in Eiswasser taucht. Diese Schmerzblockade hat durchaus einen physiologischen Sinn: Das Nervensystem unterstützt den Körper dabei, mit einer neuen, möglicherweise gefährlichen Situation fertig zu werden. Doch gibt es laut der Studie aus Luxemburg noch eine andere, weit weniger schmerzhafte Methode, dem Schmerz die rote Karte zu zeigen.
Wenn das Telefon klingelt, gehen die Schmerzen
Die Luxemburger Forscher wollten den Effekt „den Schmerz mit seinen eigenen Waffen schlagen“ genauer untersuchen. Sie fanden 32 Personen für ihre Studie. Den Teilnehmern wurde zunächst ein erster Schmerz zugefügt. Ihnen wurden am Fuß schmerzhafte elektrische Impulse verabreicht und die Stärke des zugefügten Schmerzes gemessen. Anschließend forderten die Forscher die Probanden auf, ihre Hände in Eiswasser zu tauchen. Dabei diente das Eiswasser als neuer Schmerzreiz, der zu einer Reduktion des ersten Schmerzes führt. Das war noch nicht alles: Denn genau in dem Augenblick, in dem die Probanden ihre Hände in die Kälte tauchten, hörten sie über Kopfhörer das Läuten eines Telefons. Nachdem dieser Vorgang mehrmals wiederholt worden war, stellten die Forscher eine Veränderung fest. Jetzt reichte das alleinige Telefonklingeln aus, um den ersten Schmerz zu verringern. Das heißt, die Schmerzen, die den Probanden durch die elektrischen Impulse zugefügt wurde, verringerten sich schon, wenn lediglich das Läuten des Telefons ertönte.
Das Gehirn hatte gelernt, eine Schmerzblockade durchzuführen. Die Probanden spürten nicht nur deutlich weniger Schmerzen, sie zeigten auch weniger körperliche Reaktionen, die auf ein Schmerzerleben hindeuten können. So war ihre Muskelaktivität herabgesetzt, die eine Wahrnehmung von Schmerzen im Gesicht ausdrücken kann. Konkret zeigte sich das daran, dass die Probanden beispielsweise ihre Stirn weniger stark runzelten.
Wie die Forscher annehmen, könnten auch ähnliche Lerneffekte einer Rolle spielen, wenn Patienten unter stärker werdenden oder chronischen Schmerzen leiden.
Quelle(n):
Scheuren R, Anton F, Erpelding N, Michaux G (2014) „Beep Tones Attenuate Pain following Pavlovian Conditioning of an Endogenous Pain Control Mechanism.“
PLoS ONE 9(2): e88710. doi: 10.1371/journal.pone.0088710