Die Patientengruppe für Knie- und Hüftprothesen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Die Patienten sind im Schnitt jünger und wollen manchmal nach der Operation weiterhin auf einem hohen Niveau sportlich aktiv bleiben.
Die neuentwickelten Prothesentypen, die eine bessere Standhaftigkeit mit weniger Abrieb versprechen, so zum Beispiel die Keramik/Keramik Gleitpaarung bei der Hüftprothese und geschlechtsspezifisch sowie sogenannte High-Flex-Knieendoprothesen, bringen nicht immer längere Standzeiten. In manchen Fällen waren sie sogar kürzer.[1] Bei einigen neuen Prothesentypen erwartet man sich Vorteile für den Patienten, zum Beispiel im Sinne einer besseren Beweglichkeit. Eine verbesserte Beweglichkeit wird vom Patienten unter Umständen durch eine deutlich erhöhte Belastung zum Beispiel beim Sport ausgenützt, was sich dann kontraproduktiv auf die Standzeit auswirken könnte. Wenn die operierten Patienten früher zufrieden waren, wenn sie nach Prothesenimplantation den täglichen Bedürfnissen nachgehen konnten und ab und zu spazieren gingen, werden heute ganz andere Erwartungen gestellt. In wieweit Tennisspielen nach einer Knieprothesenoperation angebracht ist, mag fraglich und allenfalls individuell zu besprechen sein.
In einer Studie, bei der operierte Patienten mit nicht operierten Patienten untersucht wurden, konnte bei den operierten Patienten das Herzinfarktrisiko innerhalb von 7 Jahren um 12,4 % gesenkt werden. So kann es sein, dass ein Gelenkersatz durch den günstigen Effekt auf die körperliche Tätigkeit auch eine positive Wirkung auf das Herz hat.[2]
Unterschiedliche Erwartungshaltung bei Jung und Alt
Die Erwartungshaltung bei jungen operierten Patienten ist eine ganz andere als bei älteren. Bei älteren ist überwiegend der Schmerz der alleinige entscheidende Faktor. Manchmal spielt auch die Gelenksteife eine große Rolle bei der Lebensqualität. Jüngere Patienten lassen sich eher früher operieren, um wieder den gewohnten körperlichen Aktivitäten nachgehen zu können. Sie stellen somit auch teilweise höhere Anforderungen an den Operateur.
Ob ein Patient nach der Operation wieder Sport ausüben kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Im Vordergrund steht die Prothesenfestigkeit, die überwiegend vom Operateur nach der Implantation beurteilt werden kann. Weiterhin nimmt der Trainingszustand eine wichtige Rolle ein. Manche Sportarten sollten wegen der verlangten Koordination und den weiteren Anforderungen an den Körper bereits vor der Operation ausgeübt worden sein.
Nordic Walking und Schwimmen sind in der Regel fast in jedem Fall möglich. Fahrradfahren kann je nach Bewegungsumfang im Knie- und Hüftgelenk auch in den meisten Fällen möglich sein. Leichte Übungen wie Fahrradfahren und Gehen sind bereits nach 3 Monaten erlaubt, nach 6 Monaten sollten keine Einschränkungen mehr vorhanden sein.
Kontakt- und Mannschaftssportarten sind eigentlich nicht zu empfehlen, das gleiche gilt für alpines Skifahren. Zu beachten ist, dass periprothetische Knochenbrüche eine therapeutische Herausforderung darstellen. Man sollte sie daher nicht unbedingt herausfordern.
Brüche, Ausrenkungen der Prothesen (Hüftprothese) und Frühlockerungen sind die Hauptrisiken bei extremer sportlicher Tätigkeit und sollten mit dem behandelnden Arzt abgesprochen sein. Da eine vermehrte sportliche Tätigkeit nach Operation, idealerweise mit Reduzierung von Gesundheitsrisiken wie Rauchen und Übergewicht, sich lebensverlängernd auswirken und vor allem auch die Lebensqualität verbessern kann, ist diese durchaus empfehlenswert.
Quelle(n):
[1] Appraisal of evidence base for introduction of new implants in hip and knee replacement: a systematic review of five widely used device technologies. M. J. Nieuwenhuijse and all. BMJ 2014; 349, g5133
[2] BMJ. 2013 Oct 30;347:f6187. doi: 10.1136/bmj.f6187. The relation between total joint arthroplasty and risk for serious cardiovascular events in patients with moderate-severe osteoarthritis: propensity score matched landmarkanalysis.