Entspannung, Sonne, Urlaub und Wohlbefinden – das verbinden die meisten Menschen mit warmen Temperaturen. Dass Wärme auch bei Arthrose eine lindernde Wirkung entfaltet, klingt intuitiv erst einmal logisch. Aber Achtung: Manchmal ist genau das Gegenteil der Fall.
Die gute Nachricht ist, dass Wärme bei vielen Heilungsprozessen eine entscheidende Rolle spielt. Unter anderem erweitert Wärme die Blutgefäße, der Blutdurchfluss erhöht sich. Auf diese Weise gelangen mehr Nährstoffe in die Zellen. Die Nährstofe werden beispielsweise benötigt, um Schäden im Körper zu reparieren beziehungsweise zu verringern – das gilt auch für Knorpelprobleme bei einem von Arthrose geschädigten Gelenk.
Wärme kann noch mehr: Sie entspannt die Muskeln. Muskeln haben, auch wenn sie gerade nicht in Aktion sind, ständig eine bestimmte Spannung, auch Grundtonus genannt. Bei vielen Patienten mit Arthrose ist der Grundtonus erhöht – dadurch ist das Gelenk zusätzlich angespannt und belastet. Hier kommt die Wärme ins Spiel: Wird die Muskulatur von außen erwärmt, lässt die Anspannung nach, das Gelenk wird geschont.
Etliche Schmerzen, die Arthrose-Patienten spüren, haben ihren Ursprung in den Sehnen. Das hängt damit zusammen, dass permanent angespannte Muskelfasern an den Sehnen ziehen. Die Folge sind Schmerzen. Entspannen sich die Muskeln unter der Wärme, nimmt auch die Zugkraft auf die Sehnen ab und der Schmerz lässt nach.
Warmes Bad – fast ein Alleskönner
Ein warmes Bad eignet sich gut, um die Muskeln zu entspannen. Welche weiteren positiven Auswirkungen ein warmes Bad auf den Körper hat, zeigten Wissenschaftler in einer Studie. Auch wenn die Teilnehmer Männer mit Übergewicht waren, die zudem keinen Sport ausübten, sind die Ergebnisse beachtenswert: Ein einziges Bad in der Wanne von 39 Grad Celsius von einer Stunde Dauer reichte aus, um den Interleukin-6 (IL-6)-Wert zu erhöhen. IL-6 ist ein Botenstoff, der Entzündungsreaktionen reguliert. Das heißt, das warme Wasser scheint das (chronische) Entzündungsgeschehen im Körper positiv zu beeinflussen. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass das heiße Wannenbad den Zuckerstoffwechsel günstig beeinflusst. Hinzu kommen eine gefäßerweiternde und damit blutdrucksenkende Wirkung.
Arthrose-Patienten können zur Erwärmung der Muskeln außerdem Wärmesalben, Wärmepackungen oder Wärmepflaster einsetzen. Welche Anwendung im jeweiligen Fall die Beste ist, sollten Betroffene mit ihrem Arzt besprechen.
- Wichtig dabei ist: Die Wärme sollte nicht direkt auf dem Gelenk, sondern immer auf den umgebenden Muskeln angewendet werden.
- Achtung: Wärme darf nie bei akuten Entzündungen eingesetzt werden.
Ein Gelenk ist dann akut entzündet, wenn es geschwollen, gerötet oder überwärmt ist. Kommt jetzt Wärme zum Einsatz, kann sich die Entzündung verschlimmern.
Bei akut entzündeten und geschwollenen Gelenken ist Kälte das geeignete Schmerzmittel
Fast jeder hat schon einmal nach einem Zahnarzttermin erfahren, wie ein kühlendes Pad den Schmerz lindert. Und das lässt sich auch auf akut entzündete Gelenke bei Arthrose-Patienten übertragen. Denn anders als Wärme verringert die Kühle den Stoffwechsel. Sie lindert die Reizung der Gelenkhaut, fördert das Abschwellen und stillt den Schmerz. Aber Vorsicht: Wird die Kälte falsch angewendet, kann das gefährlich sein. Aus diesem Grund sollte beispielsweise ein kühlendes Pad nicht zu lange zum Einsatz kommen, um ein zu starkes Abkühlen zu vermeiden.
Quelle(n):
Hoekstra, Sven P., et al. (2018): The acute and chronic effects of hot water immersion on inflammation and metabolism in sedentary, overweight adults, in: Journal of Applied Physiology.