Für viele Patienten mit einer Arthrose im Kniegelenk ist es die letzte Hoffnung, um den Schmerzen und einem künstlichen Kniegelenk zu entkommen – die Akupunktur. In einer Studie aus Großbritannien wurden die Arthrose-Beschwerden von Patienten verringert – sogar dann, wenn die Akupunktur-Behandlung in der Gruppe durchgeführt wurde.
Ein Ärzte-Team aus Deutschland veröffentlichte bereits im Jahr 2005 eine Studie zum Thema ‚Akupunktur und Arthrose‘ in der Zeitschrift ‚The Lancet‘: Die Ärzte zeigten, dass Betroffene durch eine Akupunktur-Behandlung einige Wochen lang weniger Knieschmerzen hatten als zuvor.
Schmerzen auch in der Nacht
Einige Jahre später baute ein britisches Team auf den Daten der deutschen Studie auf und die Ergebnisse der Briten sprechen für Akupunktur bei Kniegelenkarthrose. Um Studienteilnehmer zu werden, waren drei Voraussetzungen notwendig: nicht ausreichend behandelte Schmerzen, eine verringerte Gehstrecke und Schmerzen, die auch über Nacht anhalten. Bei allen Teilnehmern, die im Durchschnitt 71 Jahre alt waren, stand ein künstliches Kniegelenk zur Diskussion. Anstelle einer Operation wurde den Patienten erst einmal eine Akupunktur angeboten. 90 der 114 Teilnehmer nahmen das Akupunktur-Angebot an. 23 der 90 Patienten waren Männer. Nach einem Jahr waren von noch 41 Patienten dabei, nach zwei Jahren 31. Die Patienten erhielten zusammen mit anderen Patienten einmal in der Woche eine Akupunktur-Behandlung des Knies. Nach einem Monat erfolgte die Behandlung alle sechs Wochen. Bei der Behandlung wurden den Betroffenen rund um das Knie Nadeln eingestochen.
Nach sechs Wochen gibt es erste Erfolge
Um zu untersuchen, ob die Arthrose-Patienten von der Behandlung mit Nadelstichen profitieren, maßen die Ärzte das Schmerzstärke und die Gelenksteifigkeit anhand eines Fragebogens. Die meisten Patienten hatten bereits sehr lange eine Kniearthrose und klagten seit mehr als fünf Jahren über Schmerzen. Am stärksten waren sie beim normalen Gehen beeinträchtigt. Sechs Wochen nach Beginn der Behandlungen machte sich bei den Patienten eine Verbesserung der Arthrose bemerkbar. Schmerzen und Gelenksteifigkeit gingen zurück. Zwei Jahre nach Beginn der Beobachtung brauchten 31 Studienteilnehmer noch kein künstliches Kniegelenk. Da es in der Studie keine Kontrollgruppe gab, fehlt die Aussage darüber, wie es den Akupunktur-Patienten im Vergleich zu denjenigen geht, die Schmerzmittel einnahmen oder eine Knieprothese bekamen. Akupunktur verfügt aber auf jeden Fall über einen deutlichen Vorteil, sie ist frei von Nebenwirkungen und die Arthrose-Patienten werden auch nicht durch eine Operation belastet.
In einer zweiten Studie befassten sich die Forscher mit der Situation der Gruppenakupunktur. Die meisten Patienten zogen ein positives Fazit aus den Gruppensitzungen. Allerdings gibt es keinen Vergleich mit Patienten, die in einer Einzelsitzung akupunktiert wurden.
Akupunktur wird in Deutschland von der Krankenkasse bezahlt
Die britische Studie konnte zeigen, dass die derzeit geltenden Regeln zur Akupunktur-Behandlung in Deutschland sinnvoll sind. Hierzulande übernimmt die Krankenkasse zehn bis fünfzehn Sitzungen bei Arthrose-Patienten, die seit mindestens sechs Monaten an chronischen Schmerzen im Kniegelenk leiden. Wichtig und neu ist, dass die Studie darauf hinwies, dass die Patienten auch in Gruppensitzungen eine Akupunktur-Behandlung erhalten können.
Quelle(n):
Witt et al., The Lancet, 2005
White et al., Acupunct Med, 2012; Acupunct Med doi:10.1136/acupmed-2012-010151
Asprey et al., Acupunct Med, 2012; Acupunct Med doi:10.1136/acupmed-2012-010150