Den Tag mit einer kalten Dusche beginnen? Das klingt wenig verlockend – zumindest für die meisten Menschen. Dass sich eine kalte Dusche trotzdem lohnt, zeigen verschiedene Studien.
Wacher und aktiver werden
Ein Vorteil der kalten Dusche ist: Sie macht wach und körperlich aktiver. Denn das kalte Wasser regt Herz- und Atemfrequenz sowie den Blutdruck an. Zu diesem Ergebnis kam eine Meta-Analyse, die untersuchte, welche Vorteile das Eintauchen in kaltes Wasser bietet.
Hinzu kommt: Da kaltes Wasser den Stoffwechsel aktiviert, muss der Körper zusätzliche Energie aufwenden, um seine Temperatur stabil zu halten. Gewicht verlieren kann man mit einer kalten Dusche allerdings nicht. Dazu ist die übliche Duschdauer von 5-10 Minuten viel zu kurz.
Entzündete Gelenke mit kühlem Wasser abduschen
Schmerzende, entzündete arthrotische Gelenke machen vielen Betroffenen das Leben schwer. Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dagegen anzugehen. Eine davon ist, das schmerzende Gelenk mit kühlem – jedoch nicht mit eiskaltem Wasser – abzuduschen. Das kalte Wasser lindert den Schmerz. Es wirkt betäubend und dämpft Entzündungsprozesse, da es den Stoffwechsel im Gelenk verlangsamt. Außerdem lässt Kälte die Blutgefäße „schrumpfen“. Sind die Blutgefäße verengt, wird der Blutfluss vermindert und die Freisetzung von Histaminen blockiert. Die Folge: Das Schmerzempfinden nimmt ab. Hier schließt sich die Erkenntnis an, dass die durch das kalte Wasser verengten Blutgefäße Schwellungen und Wassereinlagerungen verringern können. Dass sich dabei auch die von den Schwellungen und Wassereinlagerungen verursachten Schmerzen bessern, ist ein positiver Zusatzeffekt. Kaltes Wasser kann noch mehr: Es verlangsamt die Geschwindigkeit, mit der Nervenzellen Schmerzsignale an das Gehirn weiterleiten, der Schmerz wird als weniger stark wahrgenommen.
Ganz wichtig: Wärme regt den Entzündungsprozess einer Gelenkerkrankung weiter an, was zugleich Schmerzen verschlimmern kann. Das ist der Grund, warum ein akut entzündetes und geschwollenes Gelenk nicht mit Wärme behandelt werden sollte.
Das Immunsystem profitiert
Eine Studie mit 3.018 Teilnehmer belegte, dass sich eine kalte Dusche günstig auf das Immunsystem auswirkt. Von den in zwei Gruppen aufgeteilten Probanden duschte die eine Gruppe ausschließlich warm, die andere für jeweils 30, 60 oder 90 Sekunden lang kalt. Das Ergebnis spricht für das kalte Wasser. So meldeten sich die „Kalt-Duscher“ insgesamt um ein Drittel seltener krank, wenngleich sie nicht weniger Krankheitstage als die „Warm-Duscher“ berichteten. Das Ergebnis könnte laut Studienautoren damit zusammenhängen, dass sich die „Kalt-Duscher“ im Krankheitsfall weniger beeinträchtigt fühlen und weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können. Ob 30, 60 oder 90 Sekunden lang geduscht wurde, scheint dagegen keinen Einfluss auf das Immunsystem zu haben. Das heißt: Um die körpereigene Abwehr anzuregen, reicht bereits eine kalte Dusche von 30 Sekunden aus.
Die Stimmung wird besser
Einige Forscher gehen davon aus, dass kaltes Duschen sogar schlechte Laune vertreiben kann. Wie ein bereits im Jahr 2008 veröffentlichter Artikel in der Zeitschrift Medical Hypotheses nahelegt, stimuliert das kalte Wasser das sympathische Nervensystem. Dadurch schüttet der Körper vermehrt so genannte Glückshormone wie Norepinephrin und Endorphine aus – das sind zwei Botenstoffe, die entspannend und anregend wirken: Die Stimmung bessert sich.
Sportler profitieren vom Eisbad
Insbesondere im Leistungssport ist die sogenannte Eintauchtherapie in kaltes Wasser oder Eis eine gängige Praxis. Die kalten Temperaturen scheinen nicht nur die Hitzebelastung nach dem Training zu lindern, sondern sich auch günstig auf Entzündungen auszuwirken. In einer Meta-Analyse im Journal of Strength and Conditioning konnte eine Kaltwasser-Tauchtherapie dazu beitragen, dass sich die Studienteilnehmer schneller erholten und sich Erschöpfungszustände verringerten. Diese Wirkung wurde auch beobachtet, wenn die Probanden zuerst in warmes und dann in kaltes Wasser tauchten.
Kalt duschen nach dem Sport
Wer nach dem Sport den Wunsch nach einer kalten Dusche verspürt, sollte dem unbedingt Folge leisten. In einer Studie im Journal of Athletic Training zeigte eine kalte Dusche eine abkühlende Wirkung, im Vergleich dazu, wenn gar nichts unternommen wurde. Das kalte Wasser löst Muskelspannungen auf und regt die Durchblutung an. Möglicherweise könnte das kalte Wasser auch dazu beitragen, dass sich der Körper besser regenerieren kann. Außerdem soll es dabei helfen, Schwäche in den Muskeln zu überwinden und einem Muskelkater vorzubeugen. Laut der Akademie für Sport und Gesundheit gibt es mehrere Erklärungsansätze darüber, wie ein Muskelkater entstehen kann. Zum Beispiel geht ein Erklärungsansatz davon aus, dass die körperliche Belastung beim Sport zu mikroskopisch kleinen Muskelfaserverletzungen führt. Diese kleinen Muskelrisse bedingen Einblutungen und Entzündungsreaktionen, was den Muskelkater verursacht. Da kaltes Wasser gut gegen Entzündungen hilft, schließt sich hier der Kreis zur kalten Dusche nach dem Sport.
Tipps für Anfänger
- Die gute Nachricht: Ein Großteil der Forschung zum Thema „Kalt-Duschen“ legt nahe, dass das Wasser nicht notwendigerweise während der gesamten Duschdauer kalt sein muss.
- Für den Anfang reicht es aus, mit einer warmen Dusche anzufangen und dann das Wasser kurze Zeit auf kalt zu stellen, beispielsweise für 30 Sekunden bis zu 2 Minuten.
- Wer möchte, kann eine kurze kalte Dusche von etwa 5-10 Minuten nehmen. Das kann auch ein praktischer Ansatz für die Kaltwassertherapie sein.
- Laut einer Arbeit in der Zeitschrift Medical Hypotheses geben etliche Studien an, dass idealerweise eine Kaltwassertemperatur von circa 20°C (68°F) erreicht werden sollte.
- Meistens ist es völlig ausreichend, wenn sich jeder beim Kalt-Duschen auf die eigene Temperaturwahrnehmung verlässt.
- Ganz wichtig: Eine kalte Dusche sollte niemals als Ersatz für andere vom Arzt verschriebene Medikamente sein – das gilt vor allem bei Depressionen.
- Allerdings kann die Kaltwassertherapie ausprobiert werden, um die Wirkung von bestimmten Medikamenten zu verstärken. Patienten sollten dies jedoch vorher unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt abklären.
- Patienten mit einem geschwächten Immunsystem und schweren Herzerkrankungen, wie einer Herzinsuffizienz, sollten keine Kaltwasser-Duschen durchführen, da eine plötzliche Temperaturveränderung die Herzfrequenz verändern kann.
Quelle(n):
Are there any health benefits to a cold shower? https://www.medicalnewstoday.com/articles/325725#quicker-cooling