Während der Rehabilitationsphase nach der Implantation einer Knieprothese sind Bewegungsübungen sehr wichtig, um einen adäquaten Bewegungsumfang des Kniegelenkes zu erreichen, der ein normales Leben ermöglicht.
Viele Patienten, die vor dem Eingriff einer regelmäßigen sportlichen Tätigkeit nachgegangen sind, möchte diese nach der Operation weiterführen oder gar steigern. Unklar bleibt jedoch, wieviel Sport nach der Operation empfohlen werden kann und vor allem wie belastend diese Aktivität für das Gelenk sein darf. Die Empfehlungen gehen unter den Orthopäden teilweise weit auseinander. In den meisten Fällen bleibt es ein reines Bauchgefühl: Wenn der Patient sich bei der Sportausübung wohl fühlt und keine Beschwerden ausgelöst werden, wird er seinen Sport weiterhin ausüben. Etwa 20 Prozent der operierten Patienten praktizieren nach der Operation somit mehr oder weniger regelmäßig eine sportliche Tätigkeit.
Es gibt zur Zeit wenig Studien, die dem Orthopäden eine angemessene Entscheidungshilfe bei der Beratung der Patienten bieten. Grundsätzlich wollen der Chirurg und der Patient, dass die Prothese so lange wie möglich hält, wenn möglich ein Leben lang. Dagegen spricht zunehmend, dass die Patienten auch im Alter eine hohe Lebensqualität haben wollen, zu deren Beitrag oft der Sport gehört.
Neben den ›klassischen‹ Ursachen für eine Prothesenlockerung (Abnutzung des Knochens im Alter, Materialverschleiss, Muskelabbau) kann eine übertriebene sportliche Tätigkeit unter Umständen auch ein Faktor sein, der die Lockerung der Prothese fördert.
›Low Impact‹ versus ›High Impact‹
Aktivitäten, die eigentlich vermieden werden sollten, sind: Laufen und Springen. Auch sollte man Sportarten mit einem hohen Sturz- und Verletzungsrisiko meiden. Dafür wurden Implantate nicht entwickelt.
Sportarten mit einem niedrigen Impact – es handelt sich dabei um die Kräfte, die beim Aufprall der Füße entstehen – wie Gehen, Schwimmen und Fahrradfahren – sind erlaubt, ebenso wie Muskeltraining mit geringem Gewicht und geringer Wiederholungsrate. In manchen Fällen erlaubt sind Sportarten wie Golfspielen, Tischtennis und Nordic Walking. Andere Sportarten wie Inline-Skating, Schlittschuhfahren, Skifahren sind unter Umständen möglich, bergen aber höhere Risiken. Basketball, Fußball, Joggen und andere Sportarten, die zu High Impact Sportarten zählen, sollten vermieden werden.
Empfehlungen und Patientenfaktoren
Starke Belastungen können zu einem frühen Verschleiß des sogenannten Polyethyleninlays führen. Damit ist die Kunststoffoberfläche des tibialen Prothesenteils gemeint, das heißt die Komponente, die auf dem Schienbeinkopf (Unterschenkel) aufliegt. Bekannt ist, dass die kleinen Abriebpartikel zu Knochenverlust und am Ende zur Lockerung der Prothese führen können. Seit einigen Jahren wird ein hochvernetzter Polyethylen eingesetzt, der deutlich widerstandsfähiger ist.
Low Impact Aktivitäten haben wahrscheinlich mehr Vorteile als Nachteile für die Prothese, sie ermöglichen einen Erhalt der Muskulatur und der Beweglichkeit des Gelenkes.
Im Prinzip sollte der gesunde Menschenverstand eingesetzt werden. Es sollte das physiologische Alter, der Trainingszustand und die Kondition des Patienten berücksichtigt werden. Manche Patienten werden ein etwas höheres Risiko eingehen, um ihren Lieblingssport weiterhin zu praktizieren, der zu ihrer Lebensqualität beiträgt. Sie sollten ihn vielleicht dann mit weniger Ehrgeiz praktizieren (Tennis zum Beispiel).