Professionelle Fußballspieler können lukrative und erfolgreiche Karrieren bei einer Sportart erlangen, die sie lieben und für die sie nicht selten sehr gut bezahlt werden. Sie zahlen aber auch oft einen hohen Preis – meist erst dann, wenn sie sich vom Profisport zurückziehen. Die Liste der Spieler, die sich nach ihrer Karriere mit schmerzhaften Hüft- und Kniegelenken plagen, ist lang. Dies ist nicht verwunderlich, da nach Alter und Übergewicht, Gelenkverletzungen die dritthäufigste Ursache für Arthrose sind. Auch wenn Fußball heute weniger als früher als „Kontaktsportart“ gilt, sind auch auf Grund des intensiven Trainings und der vielen Spiele die Belastungen der Gelenke der unteren Extremitäten (Hüfte, Knie und Sprunggelenk) sehr hoch.
Weltweit spielen mehr als 300 Millionen Menschen Fußball. Fußball gilt daher als populärste Sportart der Welt. Je höher die Liga der Spieler, umso häufiger kann mit Knorpelschäden gerechnet werden.
Spezielles Aufwärmprogramm schützt vor Verletzungen
Einer Studie zufolge haben 32 Prozent der untersuchten Spieler eine symptomatische Knorpeldegeneration in mindestens einem Gelenk. Eine andere Studie zeigte, dass 47 Prozent der Profifußballer aufgrund eines akuten oder chronischen Gelenkleidens in Rente gehen. Die häufigsten Diagnosen waren neben Knieproblemen, Hüft-, Sprunggelenk- und Rückenleiden.
Die FIFA (Fédération Internationale de Football Association, auf deutsch: Internationale Föderation des Verbandsfußballs) hat die Problematik erkannt und 11+, ein Aufwärmprogramm zur Verletzungsprävention, herausgegeben (http://training-wissen.dfb.de). Das Aufwärmprogramm enthält Übungen, die vor jedem Training ausgeführt werden sollen, um vor typischen Verletzungsgefahren zu schützen. Das Mindestalter für dieses Programm beträgt 14 Jahre. Studien über Sportler, die dieses Aufwärmprogramm absolvieren, haben gezeigt, dass die Verletzungsrate im Vergleich zu Kontrollgruppen, die ihr altes Programm durchführten, deutlich reduziert werden konnte.
Das Augenmerk von 11+ liegt neben der Prävention auf der Früherkennung von Knorpelschäden sowie auf Behandlungs- und Operationstechniken. Weiterhin sollten eine sichere Genesung und eine frühe Rehabilitation ermöglicht und Spätschäden vermieden werden.
Im Laufe der letzten Jahre ist die Rate an Verletzungen bei den Fußballspielern deutlich zurückgegangen, unter anderem, weil verschiedene harte Aktionen, wie das Tackling eines Spielers von hinten, mit roter Karte bestraft werden. Interessanterweise hat in der gleichen Zeit die Rate an Verletzungen bei Frauen zugenommen.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die sehr hohe Menge an eingenommenen Schmerzmitteln, insbesondere NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika). So haben bei der U-20 Weltmeisterschaft 2007 circa 20 Prozent der Spieler NSAR eingenommen. Diese hohe Rate lässt den Schluss zu, dass Spieler bereits bei kleinen Beschwerden diese Mittel einnehmen, um weiterhin auf höchstem Level zu spielen.
Insgesamt bedarf es im Profifußballspiel einer kontinuierlichen medizinischen Kontrolle der Spieler. Dies sollte bereits bei Jugendmannschaften erfolgen, um geeignete präventive und therapeutische Maßnahmen zu treffen, damit die Spieler beschwerdefrei bleiben und vor allem auch ihre Zeit nach dem Fußball nicht mit orthopädischen Behandlungen verbringen. Dieselben Maßnahmen gelten auch im Amateurbereich. Hier sollte ein Spieler, nach nachweisbaren Knorpelverletzungen eventuell die Sportart wechseln, ehe es zu irreparablen Dauerschäden kommt.
Quelle(n):
Jiri Dvorak: Osteoarthritis in football: FIFA/F-MARC approach Br J Sports Med 2011;45:673–676
S Drawer and C W Fuller: Propensity for osteoarthritis and lower limb joint pain in retired professional soccer players Br J Sports Med 2001 ;35: 402-408