Eine interessante Studie zeigt, dass vielleicht ein einziger Bewegungstest ein wichtiger Prädiktor für Gesundheit und Langlebigkeit bei älteren Erwachsenen zu sein scheint: Und zwar die Fähigkeit, vom Sitzen ins Stehen zu kommen.
Aufgrund einer steigenden Lebenserwartung gibt es ein zunehmendes Interesse, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten. Die Selbstständigkeit und somit die Fähigkeit, Arbeiten aus dem täglichen Leben alleine zu meistern, ist dabei ein entscheidender Faktor. Wenn auch bekannt ist, dass die Fitness von Herz und Lunge (kardiopulmonare Fitness), die durch Tests gemessen wird, ein wichtiger Vorhersagewert für die Lebenserwartung älterer Menschen ist, so dürften auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Beispielsweise sind Muskelkraft, Flexibilität oder die Fähigkeit, sich im Raum zu bewegen ebenfalls wichtige Aspekte. Auch wenn es bisher nur wenige Studien hierzu gab, ist anzunehmen, dass es einen Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und muskulärer Fitness geben könnte.
Können Sie sich auf den Boden setzen und wieder aufstehen?
Die Fähigkeit sich auf dem Boden zu setzen und wieder aufzustehen gehört zu den Basisanforderungen für den Erhalt der Selbstständigkeit. Sie ist eng mit dem Sturzrisiko verbunden. Sie verlangt ein Minimum an Muskelkraft, Flexibilität und Balance. Und sie wird auch in anderen täglichen Aktivitäten benötigt, aber nicht in dieser komprimierten, intensiven Form.
Wissenschaftler führten eine Studie durch, um den Zusammenhang zwischen muskulärer Fitness und Lebenserwartung zu untersuchen. Die Studie wurde zwischen 1997 und 2011 in Brasilien mit 2.002 Menschen durchgeführt. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 51 und 80 Jahren. Ausgeschlossen wurden Menschen mit ausgeprägten Gelenkbeschwerden (beispielsweise Knie- und Hüftarthrose) oder Menschen, die regelmäßig an sportlichen Wettbewerben teilnahmen.
Die Kandidaten mussten folgenden Bewegungstest durchführen: Sie stellten sich zunächst aufrecht hin, die Knie gestreckt, die Beine gekreuzt, die Arme auf Schulterhöhe nach vorne mit den Unterarmen gekreuzt. Durch leichte Gewichtsverlagerung nach vorne werden dann Hüften und Knie langsam gebeugt. Die Fersen heben vom Boden ab und es wird sich langsam zum Boden bewegt bis man sitzt. Das gleiche geschieht beim Aufstehen aus der Position in umgekehrter Richtung. Die Probanden durften die Übung wiederholen und erhielten Anweisungen, um sich zu verbessern. Es wurde dann ein Score vergeben für das Sitzen, das Aufstehen und für die Kombination von beidem. Punktabzüge gab es, wenn der Proband sich auf Körperteile wie Hände und Füße abstützen musste.
Muskuläre Fitness scheint sich positiv auf die Lebenserwartung auszuwirken
Im Schnitt wurde ein Proband bis zu 6,2 Jahren nach der Übung kontrolliert. Es zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Test-Score und der Lebenserwartung während dieses Zeitraums gab. Das Risiko für eine niedrige Lebenserwartung war bei einem sehr niedrigen Score bis zu 6-mal höher.
Auch wenn die Autoren der Studie selber einige Einschränkungen bezüglich der möglichen Schlussfolgerungen hervorheben, kann man ableiten, dass die muskuläre Kraft in Kombination mit Balance und Flexibilität ein wichtiger Faktor für eine gute Lebensqualität im Alter ist und eventuell lebensverlängernd wirkt.
Den Bewegungstest sollte man nur in der Anwesenheit von ein oder besser zwei Personen durchführen. Man kann die Durchführung durch entsprechendes Training deutlich verbessern. Balance und Flexibilität lassen sich übrigens auch verbessern durch an das Alter angepasste Sport- und Trainingsarten wie Tai Chi, Qigong, Yoga und Pilates.
Quelle(n):
Ability to sit and rise from the floor as a predictor of all-cause mortality.
Leonardo Barbosa Barreto de Brito et al. European Journal of Preventive Cardiology 0(oo) 1-7