Ernährungsmedizinische Maßnahmen zielen bei Arthrose in erster Linie auf die Normalisierung eines erhöhten Körpergewichts. Die DGE empfiehlt kalorienreduzierte, fettarme, kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Reduktionsdiäten, bei einem Energiegehalt nicht unter 1 200 kcal pro Tag. Das Gewicht langfristig zu reduzieren (nicht mehr als 500 g Gewichtsverlust pro Woche) und anschließend zu stabilisieren ist das wichtigste Ziel. Eine Reduktionskost alleine reicht jedoch nicht aus. Nur wer sich gleichzeitig bewegt und sein Ernährungsverhalten langfristig umstellt, wird auch auf Dauer sein Gewicht halten können. Experten zufolge kann die Normalisierung des Körpergewichts (BMI zwischen 18,5 – 24,9) die Schmerzen deutlich reduzieren und den Verlauf der Arthrose verlangsamen oder gar aufhalten. Selbst Arthrose-Patienten, die moderat abnehmen, verbessern die klinischen Symptome. Dies gilt sowohl für Arthrosen der tragenden als auch der nicht tragenden Gelenke. Experten vermuten deswegen neben dem erhöhten Verschleiß durch Übergewicht auch einen Zusammenhang zwischen entzündungsvermittelnden Stoffen, den Adipokinen (Leptin, Adiponektin und Resistin), die in Fettzellen gebildet werden, und katabolen (abbauenden) Prozessen im Gelenk. Man geht davon aus, dass Patienten, die ihr Körpergewicht verringern, nicht nur ihre Gelenke entlasten, sondern auch die entzündungsvermittelnden Stoffe im Körper reduzieren, indem sie Fettgewebe abbauen.
Übergewicht: Die Epidemie des 21. Jahrhunderts
Übergewicht, ein weit verbreitetes Problem unseres heutigen Lebensstils, ist eine der größten Herausforderungen für die Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Kalorienreiches Essen in Kombination mit geringer körperlicher Aktivität schlägt früher oder später mit Sicherheit auf die Figur. Übergewicht ist eine ernst zu nehmende Gesundheitsstörung mit Gesundheitskosten, die sich bereits im Jahr 2004 auf über 70 Milliarden beliefen – Tendenz steigend. In Deutschland sind bereits mehr als die Hälfte aller Erwachsenen übergewichtig. Jeder fünfte Deutsche ist adipös (stark übergewichtig) und fast jede zweite Frau hat wegen ihres Wunsches nach einer Traumfigur schon eine Diät hinter sich. Übergewicht ist ein Risikofaktor und meistens auch Vorbote für schwerere Erkrankungen, bei bereits bestehenden Gesundheitsproblemen kann es diese erheblich verschlechtern. Es steht in engem Zusammenhang mit Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkerkrankungen. Wer zu viel auf die Waage bringt, belastet seine Gelenke und trägt ein höheres Risiko für das Entstehen einer Arthrose.
Und: mit zunehmendem Alter steigt die Rate von Übergewicht und Adipositas bei beiden Geschlechtern deutlich an. Ernährung, Bewegungsmangel und zum Teil auch Veranlagung sind hauptsächlich an der Entstehung von Übergewicht beteiligt, so die Meinung der Experten.
Wann spricht man von Übergewicht?
Übergewicht ist eine durch erhöhten Körperfettanteil bedingte Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesundheit. Der sogenannte Body Mass Index (BMI), der sich aus Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch Körpergröße in Meter zum Quadrat ergibt, dient als Berechnungsgrundlage für die Gewichtsklassifikationen. Liegt der BMI über 25 kg/m² liegt Übergewicht vor. Ein BMI von über 30 kg/m² bedeutet bereits Adipositas.
Wie entsteht Übergewicht?
Für die Zunahme des Übergewichts ist vor allem ein veränderter Lebensstil verantwortlich, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Geringe Bewegung im Alltag, fehlende gemeinsame Mahlzeiten, unzureichendes Wissen über Lebensmittel und deren Inhalte sind nur einige der Ursachen. Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch. Das heißt, die Energieaufnahme in Form von Lebensmitteln übersteigt den Energieverbrauch.
Apfel- oder Birnentyp?
Der BMI allein ist in Bezug auf Übergewicht nicht aussagekräftig genug, da er keine Informationen über die Fettverteilung oder das gesamte Fett im Körper zulässt. Gerade aber das Fett im Bauchbereich kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Fettverteilung lässt sich beispielsweise über die so genannte „waist-to-hip-ratio“, der Formel für den Taillen-Hüftquotienten bestimmen. Abgeleitet von dieser Messmethode lassen sich die Menschen in Apfel-oder Birnentypen unterteilen. Liegt der Taillen-Hüftquotient bei Frauen unter 0,85, bei Männern unter 1,0, entspricht dies dem Birnentyp. Ein Taillen-Hüftquotient bei Frauen über 0,85, bei Männern über 1,0 deutet auf den Apfeltyp hin. Liegt zugleich Übergewicht vor, bestehen beim Birnen- und auch beim Apfeltypen Risiken für unterschiedliche Erkrankungen.
Birnentyp
- Das Fettpolster sitzt vorwiegend an Hüften, Oberschenkel, Beinen und Gesäß.
- Das Risiko für mechanische Probleme wie Gelenkerkrankungen ist erhöht.
Apfeltyp
- Das Fett sammelt sich innerhalb des Bauchraumes vorwiegend um die inneren Organe an. Diese Fettzellen sind sehr stoffwechselaktiv und bilden mehr Botenstoffe und Hormone als gewöhnliche Fettzellen. Entzündungsfördernde Signalstoffe, die möglicherweise die Blutgefäßwand schädigen, werden produziert, zugleich wird die Bildung von Adiponektin, ein Signalstoff, der vor Gefäßschäden schützt, gehemmt.
- Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2 ist deutlich erhöht.
Liegt bei Männern ein Taillenumfang vor, der größer als 102 cm ist, und bei Frauen größer als 88 cm, ist Bauchfett im Übermaß vorhanden, unabhängig davon, ob Birnen- oder Apfeltyp. Es liegt deutliches Übergewicht vor, das selbst bei annähernd normalem BMI gesundheitsgefährdend sein kann. In diesem Fall sollten Betroffene Blutdruck, Harnsäure, Blutzucker, Cholesterin- und Triglyceridwerte vom Arzt kontrollieren lassen und über eine geeignete Methode zum Abnehmen sprechen.