Ein Wechselspiel von Körper & Seele?
Chronische Schmerzen und Depressionen treten oft zusammen auf. Wie genau Depressionen und chronische Schmerzen zusammenhängen, konnte bisher aber noch nicht entschlüsselt werden. Was man weiß ist, dass die Hirnregionen, in denen Schmerzen und Gefühle verarbeitet werden, eng miteinander verknüpft sind. So wirken Schmerzen auf die Stimmung und umgekehrt. Wissenschaftler der Universität Manchester in England fanden nun heraus, dass wesentlich mehr Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis an Depressionen leiden, als bisher angenommen.
Rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Auto-Immunerkrankung, die Gelenke und innere Organe schädigt. Patienten mit rheumatoider Arthritis leiden vor allem an chronischen Schmerzen und Erschöpfungserscheinungen. Neue Therapieansätze haben in den letzten Jahren die Behandlung von Patienten mit schwerem Erkrankungsverlauf verändert, wenngleich bei einigen Patienten diese Medikamente nicht ausreichend wirken. Ein Team um Anne Barton beobachtete 322 Patienten mit einer schweren rheumatoider Arthritis, die eine medikamentöse Therapie erhalten sollten. Ziel der Wissenschaftler war, herauszufinden wie sich psychologische Faktoren auf die verschiedenen Bereiche der Krankheit auswirken. Hierzu wurde erfasst, wie viele Gelenke empfindlich und geschwollen sind und wie hoch der Entzündungsgrad des Körpers ist. Neben diesen objektiven Faktoren erfasste die Skala auch, wie gut oder schlecht sich die Patienten fühlen. Das Wissenschaftsteam fand heraus, dass die Antworten der Patienten, die sich auf das persönliche Befinden bezogen – also, ob sich die Patienten gut oder schlecht fühlen, von psychologischen Faktoren beeinflusst wurden. Zu diesen psychologischen Faktoren gehören neben der Stimmungslage, persönlichen Krankheitstheorien des Patienten und sein Vertrauen in die angewendeten Therapien. Die wesentlichste Erkenntnis der Studie war zu zeigen, wie wichtig es für Ärzte ist, Patienten mit Depressionen zu erkennen und die Depression mit in die Behandlung des Schmerzpatienten einzubeziehen.
Arthrose-Patienten lernen bei rheumatischer Arthritis den Schmerz besser zu verarbeiten
Forscher beschäftigen sich schon länger mit dem unheilvollen Geschwisterpaar ‚Schmerzen & Depressionen‘. Bereits 2009 haben Kurt Kroenke und sein Team von der Indiana-Universität in Indianapolis aufschlussreiche Studienergebnisse vorgestellt, die nach wie vor aktuell sind. Schlussfolgerung der Wissenschaftler war, dass sich Schmerzen und Despressionen mit einer besseren medikamentösen Anpassung und mit psychotherapeutischen Verfahren lindern lassen. Das Team teile 250 Patienten, die chronischen Rückenschmerzen hatten, Arthrose in Hüfte und Knie und zugleich an einer Depression erkrankt waren, in zwei Gruppen ein. Die eine Hälfte der Arthrose-Patienten wurde von den Ärzten wie bisher behandelt. Bei der anderen Gruppe erfolgte eine regelmäßige Überprüfung der Medikamente. Stellten die Ärzte fest, dass das verordnete Medikament nicht half, wurde beispielsweise die Dosierung verändert oder der Patient erhielt ein anderes Mittel. Diese Maßnahme war noch nicht alles: Die Arthrose-Patienten der zweiten Gruppen lernten, wie sie Schmerzen mithilfe ihrer Gedanken besser verarbeiten können. Sie lernten zu erkennen, in welchen Situationen der Schmerz besonders stark war und wie sie ihre Muskeln entspannen anstatt sie zu verkrampfen. Und sie lernten, wie sie den Arthrose-Schmerz durch Atemübungen und feste Schlafgewohnheiten besser in den Griff bekommen konnten. Die Erfolge können sich sehen lassen. Bei 40 Prozent der Patienten in der zweiten Gruppe verbesserten sich die Symptome der Depression und bei 41 Prozent verbesserten sich die Schmerzen. Zum Vergleich: In der ersten Gruppe mit Arthrose-Patienten verringerte sich die Depression nur bei 20 Prozent und lediglich 17 Prozent berichteten über weniger Schmerzen.
Die Studien zeigen, dass Patienten weder Schmerz noch Depressionen aushalten müssen, da es Unterstützung gibt. Dasselbe gilt auch für Patienten, die an einer Arthrose leiden.
Quelle(n):
Lis Cordingley, Anne Barton et al., Arthritis Care & Research, 2013
Kurt Kroenke et al. Journal of the American Medical Association, 2009