Die Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Rückenmarkkanals durch Knochenanbauten und Verkalkungen von Bändern, die im fortgeschrittenen Lebensalter langsam zu einer Reduzierung des Wirbelkanaldurchmessers führen. Dadurch entsteht ein Druck auf die Nerven, was im Spätstadium zu Schmerzen und Ausfallerscheinungen (Gefühl und Kraft) in den Beinen und Armen führen kann, je nachdem, ob die Verengungen im Bereich der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule entstehen.
Behandlung der Spinalkanalstenose
Die Behandlung besteht oft aus Injektionen mit einer Mischung aus lokalem Betäubungsmittel und Kortison über einen zentralen oder seitlichen Zugang in den Spinalkanal. Laut Schätzungen erfolgt diese Behandlung in den USA mehr als 2,2 Millionen Mal pro Jahr. Es wird bisher vermutet, dass die Kortisonbehandlung eine entzündungshemmende, abschwellende Wirkung auf die Nerven hat und so die Schmerzen lindert.
In einer multizentrischen Studie wurden 400 Patienten mit Rücken- und Beinschmerzen, die durch eine lumbale Spinalkanalstenose ausgelöst wurden, über ihre Beschwerden befragt. Der Fragebogen wurde am Tag der Behandlung, nach drei und nach sechs Wochen abgegeben. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder mit Spritzen, die aus einer Mischung aus lokalem Betäubungsmittel und Kortison, oder nur aus lokalem Betäubungsmittel bestanden, behandelt. Weder der Arzt, noch der Patient wussten, was in den Spritzen war.
Die Forscher fanden heraus, dass sich die Symptome in beiden Gruppen verbesserten. Nach drei Wochen berichtete die Gruppe mit Kortison über weniger Beinschmerzen und eine bessere Funktion. Nach sechs Wochen gab es keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen beiden Gruppen.
67 Prozent der Patienten der Kortison-Gruppe berichteten über eine große Zufriedenheit gegenüber 54 Prozent der Gruppe, bei denen nur lokales Betäubungsmittel gespritzt wurde. Die Forscher vermuten, dass bei den Patienten die größere Zufriedenheit nach sechs Wochen auf die größere Zufriedenheit nach bereits drei Wochen sowie auf die bekannte positive Wirkung des Kortisons auf die Stimmung und die Müdigkeit zurückgeführt werden kann. Außerdem traten in der Kortison-Gruppe mehr Nebenwirkungen auf. Nach der Injektion klagten 21,5 Prozent der Patienten der Kortison-Gruppe über Nebenwirkungen, wohingegen nur 15,5 Prozent der Patienten, die kein Kortison erhielten über Nebenwirkungen berichteten. Durch Blutuntersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass das Kortison in den allgemeinen Blutkreislauf absorbiert wird. Somit sind Auswirkungen des Kortisons auf die Knochendichte und die Abwehrkräfte (Immunsuppression) möglich.
Diese Studie stellt zumindest den Routineeinsatz von Kortison, der in dieser Studie keinen signifikanten Vorteil zeigt, in Frage. Weitere Studien werden notwendig sein, um den reellen Nutzen von nur-lokalen Betäubungsmitteln nachzuweisen. Bekannt ist, dass lokale Betäubungsmittel die Erregbarkeit von gereizten Nerven länger reduzieren, als von der Wirkungsdauer des Lokalanästhetikums zu erwarten ist, oft aber erst nach mehrfachen Wiederholungen.
Quelle(n):
Janna L. Friedly, et al. : A Randomized Trial of Epidural Glucocorticoid Injections for Spinal Stenosis. New England Journal of Medicine, 2014; 371 (1): 11