Gehe ich bei Rückenschmerzen eher zu einem Orthopäden oder zu einem Neurochirurgen? Die Frage stellen sich oft Patienten, die ein chronisches Rückenproblem haben und eine Operationsindikation abklären wollen.
Noch vor 20 bis 30 Jahren hatte die gleiche Frage einen anderen Hintergrund. Damals waren Neurochirurgen neben der Hirnchirurgie eher nur für die Entlastung der Nerven zuständig. Vor allem im Bereich der Halswirbel- jedoch auch bis zur Lendenwirbelsäule. Die Orthopäden und Unfallchirurgen waren eher dafür zuständig und ausgebildet, sogenannte „instrumentierte Wirbelsäulenoperationen“ durchzuführen, insbesondere bei Frakturen. Dabei handelt es sich um Operationen, bei denen Metallimplantate benutzt werden, wie zum Beispiel Schrauben und Stäbe.
Es kam dabei öfters zu Eingriffen mit zwei Operateuren, wobei jeder seine persönliche Kompetenz einbrachte. Der Neurochirurg führte die Dekompressionsoperation durch. Dabei wird die knöcherne Entlastung der komprimierten Nervenstrukturen durchgeführt (z.B. bei der Spinalkanalstenose). Der Orthopäde führte anschließend im operierten Segment eine Versteifungsoperation durch, sei es weil eine Instabilität oder eine Verkrümmung vorlag.
Chronische Rückenschmerzen, auf den Spezialisten kommt es an
Heutzutage stellt sich die Frage in dieser Form nicht mehr, welcher Spezialist der geeignetere ist. In beiden Fachrichtungen spezialisieren sich Ärzte auf das gesamte Behandlungsspektrum der Wirbelsäulenerkrankungen. Die Behandlungsoptionen gehen von ambulanten Infiltrationen und Verödungen von Nerven (unter Röntgendurchleuchtung oder CT ) bis hin zu stationären durchgeführten minimalinvasiven Eingriffen, Bandscheibenprothesen und Versteifungsoperationen.
Mittlerweile stehen andere Fragen im Vordergrund. So sollten Sie vor einer Operation eventuell in Erfahrung bringen, ob die Klinik große Erfahrung in der bevorstehenden Behandlung hat und ob der Arzt spezialisiert (oder sogar subspezialisiert) ist auf Wirbelsäulenbehandlungen. Er muss Sie auf alternative Behandlungen hinweisen können, auf die möglichen Komplikationen und die notwendige Nachbehandlung eines Eingriffes. Oft kann der gleiche Arzt den Patienten zunächst konservativ behandeln und bei weiteren Beschwerden eine operative Lösung vorschlagen.