Der klassische Fall: Sie sind vor Jahren beim Fahrradfahren oder Skifahren auf die Schulter gestürzt. Sie erinnern sich noch, dass Sie ein paar Wochen Schulterschmerzen hatten, vor allem bei Überkopfbewegungen des Armes. Aber dann waren die Schmerzen weg.
Jetzt, Jahre lang später, tut die gleiche Schulter wieder weh – einen Auslöser scheint es nicht zu geben. Die Schulter schmerzt wieder bei Überkopfbewegungen, nachts können Sie nicht darauf liegen. Manchmal zieht der Schmerz bis in den ganzen Arm. Sie tasten unter Umständen einen schmerzhaften kleinen Vorsprung auf der Schulter.
Wodurch wird der Schmerz verursacht?
Das Schultereckgelenk, auch Akromio-klavikular-Gelenk genannt (ACG), besteht aus der Gelenkverbindung zwischen dem seitlichen Rand des Schlüsselbeins (Klavikula) und einem knöchernen Vorsprung des Schulterblatts (Akromion). Zwischen den nicht exakt aufeinander abgestimmten Gelenkflächen befindet sich meistens eine knorpelige Scheibe (Diskus) als Schutz. Diese Scheibe, sofern sie überhaupt vorhanden ist, fängt bereits beim 20-jährigen an zu verschleißen. Beim über 40-jährigen wird sie meistens gar nicht mehr gefunden. Fast jeder über 50-jährige hat Arthrose im ACG. Die meisten Menschen merken jedoch nichts davon, da keine Symptome auftreten. Warum tut es dann manchmal doch weh? Oft entstehen durch die Arthrosebildung knöcherne Sporne, die vom Gelenk ausgehen. Wachsen die Sporne nach oben, sind sie unter der Haut tasbar, doch verursachen sie keine Schmerzen. Wachsen die Sporne nach unten, drücken sie in diesem Bereich auf einen Schleimbeutel und der darunter liegenden Rotatorenmanschette. Diese Weichteilstrukturen werden durch Bewegungen aufgerieben, schwellen an und entzünden sich. Der Raum unter dem Schulterdach wird eng, man spricht dann von einem schmerzhaften Schulterengpasssyndrom.
Durch einen Sturz auf die Schulter kann das Schultereckgelenk gesprengt werden: Das Gelenk bleibt dadurch überbeweglich, wird dann über Jahre überbelastet und so kann eine stärkere Arthrose mit Spornbildung entstehen. Das gleiche Phänomen wird bei starker Beanspruchung durch schwere körperliche Arbeit oder Sport hervorgerufen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Um die Schultergelenkarthrose zu diagnostizieren, stehen dem Arzt mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. So wird die klinische Untersuchung der Schultereckgelenkarthrose meistens durch einen Druckschmerz in Höhe des Schultereckgelenks bestätigt. Dieser Schmerz kann mit bestimmten Tests provoziert werden. Bestätigt werden kann die Diagnose durch eine Testinfiltration mit lokalem Betäubungsmittel in das Gelenk. Führt diese Prozedur zur Schmerzfreiheit, ist die Diagnose bestätigt. Eine weitere Möglichkeit, eine Schultergelenkarthrose festzustellen, stellt die Röntgenaufnahme dar. Um abzuklären, ob eine Operation notwendig ist und um Begleiterkrankungen, wie beispielsweise eine Rotatorenmanschetteruptur auszuschließen, wird eine Kernspintomographie durchgeführt.
Wie wird die Behandlung durchgeführt?
Um eine Schultereckgelenkarthrose zu behandeln, stehen dem Arzt mehrere Möglichkeiten offen. Begonnen wird mit einer Physiotherapie, einer lokalen Eisbehandlung und eventuell einer Strombehandlung. Wird mit diesen Behandlungen keine Besserung erzielt, kann der Arzt ein- bis dreimal Kortison ins Gelenk spritzen. Bei Patienten, bei denen die Therapien keinen Erfolg zeigt, hat sich die operative Behandlung sehr bewährt. Dabei wird ein Teil des seitlichen Schlüsselbeins entfernt – je nach Befund 0,5 bis 1 cm – damit die Gelenkflächen keinen Kontakt mehr haben. Der durch die Entfernung des Schlüsselbeins entstandene Raum füllt sich mit Narbengewebe. Bei der gleichen Operation kann außerdem der Schleimbeutel entfernt werden und bei Bedarf ebenfalls die Rotatorenmanschette (Riß) versorgt werden. Dieser Eingriff wird heute meistens mit gutem Ergebnis arthroskopisch durchgeführt.