O-Beine können eine Arthrose begünstigen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn noch Übergewicht dazu kommt. Eine Studie zeigt, warum es so wichtig ist, die O-Beine zusammen mit der Arthrose zu behandeln.
Fehlstellung der Beine und Übergewicht als Risikofaktor für Arthrose: Was dagegen hilft
Bei vielen Menschen ist die Beinachse so fehlgestellt, dass sie O-Beine haben. O-Beine können angeboren sein oder als Folge eines bestimmten Lebensstils entstehen. Beispielsweise scheinen etliche Sportarten O-Beine zu fördern. Hierzu gehören neben Fußball, auch Tennis, Tanzen oder Basketball. Grundsätzlich gilt: O-Beine stellen zunächst einmal kein Problem dar – es sei denn, die Optik stört. Die Fehlstellung ruft meist keine akuten Beschwerden hervor. Allerdings können O-Beine auf längere Sicht eine Arthrose in den Knien begünstigen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Übergewicht mit ins Spiel kommt.
Ungleichmäßige Druckverteilung in den Gelenken
Dass O-Beine eine Arthrose fördern können, hängt mit der ungleichmäßigen Druckverteilung auf die Gelenke zusammen. Aus diesem Grund werden Knorpel und Knochen an den bestimmten Stellen stärker abgebaut – ein Aspekt der letztlich eine Arthrose triggert. Zu dieser Erkenntnis kamen Wissenschaftler zusammen mit Orthopäden in einer aufwändigen Studie.
Fünf Jahre lang hat die Arbeitsgruppe sehr detailreiche räumliche Aufnahmen der Kniegelenke von Arthrose-Patient:innen mit O-Bein-Achsabweichung analysiert. Dazu hat das Team rund 100 Gewebeproben von Kniegelenken untersucht – diese stammten von Betroffenen, die ein künstliches Gelenk erhielten.
Grad der Achsenfehlstellung korrespondiert nicht mit Knorpelzerstörung
Besonders interessant fanden die Forscher, dass die Arthrose nicht dort am stärksten ausgeprägt ist, wo am meisten Druck – das heißt an der Stelle mit der deutlichsten Abweichung der Achsen – herrschte. Zwar wurde der größte Schaden in der Innenseite des Gelenks festgestellt. Es war sogar so, dass der Knorpel an dieser Stelle fast gar nicht mehr vorhanden war. Trotzdem gab es keinen Zusammenhang zwischen Achsabweichung und Knorpelzerstörung.
Die Arbeitsgruppe interpretierte das Ergebnis so, dass sich das Gelenk nicht an die infolge der O-Beine veränderte Drucksituation anpassen konnte – eine Erkenntnis mit gravierenden Folgen: Denn eine Therapie, die den Knorpel wieder regenerieren soll, kann an den entsprechenden Stellen keine Wirkung entfalten. Deshalb sollte im Frühstadium einer Arthrose und gleichzeitig vorhandenen O-Beinen grundsätzlich auch die Fehlstellung behandelt werden, so die wesentliche Schlussfolgerung. Henning Madry, Professor für Experimentelle Orthopädie und Arthrose-Forschung an der Universität des Saarlandes, der das Team geleitet hat, erklärt die Situation mit folgendem Bild: „Wenn beim Auto die Spur falsch eingestellt ist und die Reifen einseitig abgefahren sind, nutzt es auch nichts, neue Reifen aufzuziehen. Solange die Spur nicht richtig eingestellt ist, wird sich auch der neue Satz Reifen schnell abfahren.“[2]
Übergewicht verstärkt Arthrose zusätzlich
Das ist noch nicht alles: Die Studie offenbart auch, dass sich bei Übergewicht die Arthrose zusätzlich verstärkt. Je mehr Gewicht auf ein Gelenk mit Fehlstellung drückt, desto stärker wird es angegriffen. Deshalb stellt die Gewichtsreduktion bei Arthrose ein zentrales Therapie-Element dar. Weitere Information zum Thema „Gewichtsreduktion“ sind im Arthrose-Journal-Beitrag „Gewichtsreduktion und Ernährung bei Arthrose – Was sagt die Wissenschaft?“ zu finden.
Maßnahmen gegen O-Beine
Die gute Nachricht ist: Es gibt etliche Methoden zur Behandlung von O-Beinen. Entsprechende Maßnahmen besprechen Betroffene am besten mit ihrem Orthopäden.
- Schuhe: Anpassen der Innen- und Außenränder sowie Einlagen
- Orthesen: Schienen, die dazu beitragen, die O-Bein-Fehlstellung zu korrigieren
- Muskeltraining: Sind die Muskeln rund um Knie und Oberschenkel gestärkt, haben Knie und Beine mehr Kraft
- Operativer Eingriff: Auch mithilfe operativer Verfahren kann die Fehlstellung beseitigt werde
Quelle(n):
1. Sophie Haberkamp und Tamás Oláh et al. Analysis of spatial osteochondral heterogeneity in advanced knee osteoarthritis exposes influence of joint alignment. Science Translational Medicine 23 Sep 2020:Vol.12, Issue 562, eaba9481. DOI: 10.1126/scitranslmed.aba9481
2. IWD-Nachrichten: Studie weist Zusammenhang zwischen Fehlstellung der Beine, Übergewicht und Arthrose nach