Die Behandlung der postoperativen Schmerztherapie beginnt normalerweise bereits vor der Operation im Einleitungsraum des Operationssaals. Damit man nach der Operation wenn möglich wenige, besser keine Schmerzen hat, kann der Narkosearzt bereits vor der Operation geeignete Maßnahmen treffen.
Bei bestimmten Eingriffen an den unteren Extremitäten, zum Beispiel einer Knieprothesenimplantation, können Nervenblockaden gesetzt werden. Über einen Katheter kann man während und auch besonders nach einem Eingriff örtliche Betäubungsmittel einführen, um die Schmerzleitung zu unterbrechen. Das Betäubungsmittel wird somit über eine Pumpe und einen Schlauch gezielt an die Nerven gebracht, die für die postoperativen Schmerzen zuständig sind. Dies kann mittels einer programmierbaren Dosierpumpe erfolgen, oder durch den Patienten kontrolliert auf Knopfdruck. Die Schmertherapie sollte somit individuell angepasst werden können. Durch die Katheterbehandlung ist meistens eine merkliche Reduzierung der oralen Schmerztherapie möglich. Der Katheter kann drei bis fünf Tage belassen werden und dann ohne wesentliche Schmerzen entfernt werden.
Es können Blockaden einzelner Nerven durchgeführt werden, oder kombinierte Blockaden. Die häufigsten sind:
- die Nervus femoralis Blockade oder der sogenannte 3 in 1 Block (Nervus femoralis, Nervus cutaneus femoris und Nervus obturatorius) in der Leistenregion.
- die proximale Nervus ischiadicus Blockade seitlich am Oberschenkel
Diese Nerven können mit Hilfe eines Nervenstimulators und eines Ultraschallgerätes aufgesucht werden.
Möglich ist auch das Legen eines Periduralkatheters im Bereich des lumbalen Rückenmarkskanals. Dieses Verfahren wird eher nur bei großen Eingriffen im Bereich der Hüfte oder des Beckens eingesetzt.
Vorteile der postoperativen Schmerztherapie
Diese sogenannten regionalen Narkoseverfahren werden meistens sehr gut toleriert. Operationen können so in Kombination mit einer leichten Vollnarkose durchgeführt werden oder manchmal mit einer nur leichten zusätzlichen Sedierung.
Die Vorteile neben einer guten postoperativen Schmerztherapie sind: Eine größere Patientenzufriedenheit, eine frühere Mobilisation des Patienten (mit Motorschiene und Physiotherapie) und eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus. Der postoperative Opioidbedarf wirkt deutlich gesenkt. Aufstehen sollte der Patient nur in Begleitung und Aufsicht einer Hilfsperson, da Stürze möglich sind aufgrund einer durch die Blockade verursachten Muskelschwäche.
Es konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass starke postoperative Schmerzen eine negative Auswirkung auf den Heilungsprozess haben, von der Wundheilung (Infektrate) bis hin zur Beweglichkeit des Kniegelenkes. Sie belasten die kardio-pulmonale Situation, können gastrointestinale, immunologische und psychische Reaktionen auslösen. Durch die Schmerztherapie können auch Komplikationen vermieden werden, die kostenintensiv sind und einen Einfluss auf die Liegedauer haben.
In dem Sinn ist eine interdisziplinäre Versorgung der Akutschmerzen in einem Krankenhaus wichtig, um eine effiziente koordinierte Schmerztherapie zum Wohle des Patienten durchführen zu können.
Quelle(n):
Capdevila X, Barthelet Y, Biboulet P et al.: Effects of postoperative analgesic technique on the surgical outcome and duration of rehabilitation after major knee surgery. Anesthesiology 1999; 91: 8–15.