Vor der Operation haben viele Patienten oft zu hohe Erwartungen an eine Knieprothese und sind deshalb mit dem Ergebnis unzufrieden.
Insgesamt kam es in den letzten Jahren mit Blick auf Knieendoprothen-Operationen zu Veränderungen: Bei den Empfängern für ein künstliches Kniegelenk gab es in den letzten 20 Jahren eine deutliche Verjüngungskur. Ursachen hierfür sind die Fortschritte in der orthopädischen Chirurgie und die Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Implantate. Die Anzahl der Patienten, die sich in relativ jungen Jahren ein künstliches Kniegelenk einsetzen lassen, wächst. Und damit auch die an das Operationsergebnis gestellten Ansprüche. Hinzu kommt, dass Patienten heutzutage in den mittleren Jahren sehr aktiv am Leben teilnehmen und nicht bereit sind, Abstriche hinsichtlich ihrer Lebensqualität zu machen.
Geringe Wiederbehandlungsrate nach Knieprothese
Wissenschaftler um Christoph Schnurr, Klinik für Orthopädie in Viersen, haben sich mit der Thematik „Patientenzufriedenheit nach Knieendoprothesen-Operationen“ befasst. Ihr Ziel war es herauszufinden, ob es Faktoren gibt, welche die Patientenzufriedenheit nach der Operation vorhersagen könnten. Die Forscher interessieren sich auch dafür, ob diese Risikofaktoren bereits vor der Operation ausfindig gemacht werden können. Wäre dies möglich, dann könne man sowohl die Behandlungsvoraussetzungen der Patienten als auch deren Beratung beeinflussen.
Ein Blick auf die Erfolgsquote zeigt, dass der Einsatz einer Knieprothese ein etabliertes Verfahren ist. Bei Patienten mit fortgeschrittener Arthrose beträgt nach 10 Jahren die kumulative Revisionsrate 5 Prozent: Zählt man über einen Zeitraum von 10 Jahren alle Patienten zusammen, die eine erneute Knieprothese benötigen, kommt man zu dem Ergebnis, dass 5 von 100 Patienten wieder behandelt werden müssen. Allerdings sind Studien zufolge 20 bis 30 Prozent der Patienten mit dem Erfolg der Operation nicht zufrieden.
Geringer Arthrosegrad führt zu mehr Beeinträchtigungen
Schnurr und Kollegen nahmen 1.121 aufeinanderfolgende Patienten in ihre Studie auf. Die Patienten erhielten alle ihre erste Knieprothese und wurden 1 bis 6 Jahre nach der Operation um Auskunft gebeten. Erfasst wurden die Zufriedenheit mit dem neuen Kniegelenk, Beeinträchtigungen durch Taubheitsgefühl, Geräusche des Gelenks, der vordere Knieschmerz und Probleme bei Knien. Neben diesen Parametern kam der Oxford Knee Score zum Einsatz. Mit diesem Fragebogen erhoben die Forscher Funktionsfähigkeit und Schmerzstärke von Patienten nach einer Kniegelenkoperation. Demografische und operationstechnische Daten entnahmen die Forscher aus den Krankenakten. Außerdem stellten sie bei jedem Patienten fest, wie weit die Arthrose vorangeschritten war.
Es zeigte sich, dass Patienten, die vor der Operation eine fortgeschrittene Arthrose hatten, mit dem Operationsergebnis deutlich zufriedener waren als Patienten, deren Arthrose vor der OP noch nicht so weit fortgeschritten war. Insgesamt betrachtet waren jüngere Patienten mit dem Ergebnis der Operation nicht unzufrieden, allerdings berichteten sie im Vergleich zu älteren über deutlich mehr Beeinträchtigungen durch Taubheitsgefühle, Probleme beim Knien, Überempfindlichkeit auf Berührungsreize und Geräusche des künstlichen Kniegelenks. Andere von den Wissenschaftlern bei der Datenauswertung berücksichtigte Faktoren (unter anderem: Zeitraum seit OP, Body Mass Index, Typ der Knieprothese, OP-Techniken, Geschlecht, Beinachse vor und nach der OP. Depressionen, Opiattherapie vor der OP und Gerinnungsstörungen) hatten keinen Einfluss darauf, wie zufrieden die Patienten nach der Operation waren.
Fazit
Die Forscher stellten fest, dass Knieprothesenpatienten, die vor der Operation einen geringen Arthrosegrad aufwiesen, ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, nach dem Eingriff mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein. Sie raten deshalb bei dieser Patientengruppe zu einer intensiven Aufklärung. Zudem sei es wichtig, dass genau überlegt werde, ob eine Operation wirklich notwendig sei.
Quelle(n):
Christoph Schnurr – LVR Klinik für Orthopädie Viersen, Viersen, Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI27-670