Diese Frage wird in orthopädischen Praxen immer öfters gestellt. Die Antwort darauf ist nicht einfach.
Häufig sind jüngere Menschen, die bis zum Zeitpunkt der Operation sportlich sehr aktiv waren, von Gelenkverschleiß und damit auch von einem Gelenkersatz betroffen. Sie wollen meistens schon vor der Operation wissen, ob sie ihre Lieblingssportart weiter betreiben können. Bisher wurden gerade Joggen, Tennis oder Skifahren für Prothesenträger als riskant eingestuft: Die Operateure sahen ihre guten Ergebnisse gefährdet und rieten davon ab. Man ging davon aus, dass die Belastung durch diese High Impact Sportarten unter Umständen die Lebensdauer und Haltbarkeit der Prothesen, wie Knie- oder Hüftprothese, negativ beeinflussen können. Eine High Impact Sportart definiert sich als eine Sportart, die durch starke Stoßbelastungen eine hohe Verschleiß- und Verletzungsrate im Bereich von Hüft-, Knie- und Sprunggelenk verursachen kann.
Der Prothesenträger kann sich durch die Ausübung einer High Impact Sportart verschiedenen Risiken aussetzen. Möglich ist ein verfrühter Verschleiß der in Kontakt stehenden Gelenkflächen der Prothese (zum Beispiel der Kunststoffoberflächen der künstlichen Hüftpfanne und der Knieprothese). Möglich wäre auch eine frühzeitige Lockerung der Prothese. Eine Seitenbandverletzung beim Kniegelenk bei einliegender Knieprothese kann auch schwerwiegende Folgen haben. Zudem sind bei extremer Belastung Frühlockerungen sowie periprothetische Knochenbrüche bei Unfällen vorstellbar.
Fortschritte im Design der Prothesen und in der Auswahl der Gleitpaarungen (zum Beispiel Keramik/Keramik Paarungen) haben bereits und werden auch in Zukunft die Haltbarkeit der Prothesen weiter verbessern. Davon werden auch die Sportler profitieren. Mehrere wissenschaftliche Studien konnten keine signifikante Häufung von negativen Auswirkungen von High Impact Sportarten bei Prothesenträger feststellen. In manchen Studien wurde gegenüber Kontrollgruppen sogar ein positiver Effekt in Bezug auf die Fitness festgestellt. Studien, die definitive Aussagen möglich machen, liegen noch nicht vor.
Skifahren mit Gelenkersatz – was raten die Experten?
Beim Skifahren kommt es grundsätzlich darauf an, wie gut man vor der Operation Skifahren konnte und wie der Trainingszustand ist. Studien haben gezeigt, dass die Kniebelastung bei erfahrenen Skifahrern viel kleiner ist als bei Anfängern. In der sogenannten Schontechnik wird das Knie zum Teil weniger belastet als beim schnellen Gehen. Wichtig sind auch eine gleichmäßige Belastung beider Beine und die Vermeidung von extremen Rotationsbewegungen. Carving kann unter diesen Umständen auf leichten und mittelschweren Pisten ohne zu steile Hänge empfohlen werden. Beim Skilanglauf sollte man schwierige Strecken vermeiden. Das Tragen von Hüftprotektoren bei Hüftprothesenträgern kann auch nützlich sein. Studien haben belegt, dass Skifahren bei älteren Menschen mit Knieprothesen auch positive Effekte haben kann: bessere Koordination und Kondition sowie ein gesteigertes Wohlbefinden.
Wie bei vielen Entscheidungen, sollte hier auch der gesunde Menschenverstand eingesetzt werden. Es handelt sich um eine individuelle Entscheidung. Der Operateur kann aufgrund seiner Informationen (Lage der Prothese, Qualität des Knochens und somit des Prothesenlagers, Stabilität des Gelenkes und Zustand der Muskulatur) nützliche Hinweise geben. Der Physiotherapeut, Sport- oder Skilehrer kann bei Bedarf bei der Vorbereitung zum Wiedereinstieg behilflich sein. Sollte die Ausübung eines Lieblingssports für die Lebensqualität wichtig sein und sind die genannten Voraussetzungen gegeben, dürfte es möglich sein.
Low Impact Sportarten (Sportarten ohne oder mit wenig Stoßeinwirkungen auf die Gelenke) sind grundsätzlich immer zu empfehlen. Dazu gehören Schwimmen, Fahrradfahren, Nordic Walking. High Impact Sport wie Joggen, Squash oder Tennis kommen eher nicht in Frage.