Jedem von uns ist das Bild einer schwangeren Frau, die schmerzgeplagt ihre Hände am unteren Rücken abstützt, bekannt. Die Beschwerden treten am ehesten während dem 2. und 3. Trimester der Schwangerschaft auf.
Lokalisation der Schmerzen:
- Lendenwirbelsäule
- Im Beckenbereich: Iliosakralgelenk, Symphyse (d. h. die Verbindung zweier Knochen durch Faserknorpel), Hüfte
- Kniegelenk
Die Ursachen für die Beschwerden sind vielfältig:
- hormonelle Umstellung, die zu einer Erweichung der Ligamente (Ligament = festes, sehnenähnliches Band aus Bindegewebe) und Bänder führt
- Gewichtszunahme mit Auswirkung auf Knie- und Hüftgelenke
- Veränderungen der Körperhaltung mit Auswirkungen auf die Statik der Lendenwirbelsäule (durch die Vergrößerung des Uterus mit Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne und parallel dazu eine Abschwächung der Bauchmuskulatur). Die Gewichtszunahme betrifft den ganzen Körper, sie wird zum Teil auch ausgelöst durch Wassereinlagerungen.
Die hormonelle Umstellung (durch sogenannte Relaxine und Progesteron) bewirkt zudem eine allgemeine vermehrte Gelenklaxität (durch Erweichung der Gelenkligamente), vor allem im Beckenbereich. Das Becken wird somit auf die Geburt vorbereitet.
Ein spezielles Problem kann dadurch im Becken entstehen, einerseits durch eine Lockerung der Gelenkverbindung beider Beckenhälften dorsal (Iliosakralgelenke, Verbindung des Steissbeins mit den Darmbeinen), aber vor allem ventral (vorne) im Bereich der Symphyse, auch Schambeinfuge genannt. Eine Symphysenlockerung kann zu starken Schmerzen im Schambeinbereich beim Gehen führen.
Behandlungsansätze:
- regelmäßiges Gehen, beim Liegen die Beine etwas hochlagern, schlafen in Seitenlage mit Kissen zwischen den Beinen
- nicht zu lange am Stück stehen, schweres Heben und Tragen vermeiden
- für adäquate komfortabel Schuhe sorgen
- Krankengymnastik zu Korrektur der Wirbelsäulenstatik, Erhalt der Gelenkbeweglichkeit
- regelmässige sportliche Tätigkeit in der Schwangerschaft (Schwimmen, Nordic Walking, angepasste Yoga- und Pilatesübungen)
- Tragen einer stützenden Symphsenbandage bei Symphsenlockerung erst nach orthopädischer Abklärung
- medikamentöse Behandlungen vermeiden oder allenfalls nach Rücksprache mit dem Arzt.
Insgesamt sind die Beschwerden während der Schwangerschaft erträglich und können gelindert werden, wobei eine Kontrolle der Gewichtszunahme auch zu beachten ist. Nach der Schwangerschaft muss zwischen Regenerationsphase, Rückbildungsphase und dann Wiedereinstiegsphase in sportliches Training unterschieden werden. Bei anhaltenden Rückenschmerzen, Beckenbodenproblematiken und Schambeinfugenschmerzen nach der Schwangerschaft bedarf es einer ärztlichen Kontrolle und gegebenenfalls einem angepassten Trainingsprogramm.