Wenn es im Po schmerzt, könnte dafür ein Muskel verantwortlich sein, der ungefähr aussieht wie eine Birne. Sein Name lautet Piriformismuskel.
Anatomie
Der Piriformismuskel („birnenförmige Muskel“) verläuft vom seitlichen Kreuzbein quer hinüber zum großen Rollhügel. Sein Verlauf befindet sich auf der gleichen Ebene und genau unterhalb vom kleinen Gesäßmuskel. Der Ischiadicusnerv tritt genau unterhalb des Piriformismuskel aus dem Becken hervor in das Gesäß.
Der Muskel gehört der Gruppe der Hüftaußendreher an. Er hat auch eine leichte Abspreiz- und Streckfunktion des Oberschenkels. Insgesamt trägt er zur Stabilisierung des Beckens bei.
Symptome
Der Betroffene klagt über Schmerzen im Gesäß (mittig), teilweise verstärkt beim Sitzen, Laufen, Fahrradfahren oder Reiten. Die Schmerzen strahlen auch manchmal in die Oberschenkelrückseite bis in die Wade. Gelegentlich verspürt der Betroffene ein brennendes Gefühl und Mißempfindungen im Bereich des Beines. Die Symptome können dann einer Ischiasreizung, wie bei einem Bandscheibenvorfall, entsprechen (Der Unterschied ist, dass die Nervenkompression nicht in Höhe der Wirbelsäule an der Nervenwurzel entsteht, sondern im Gesäß in Höhe des Piriformismuskels!)
Ursache
Der Muskel wird beim Sport sehr beansprucht (Gehen, Joggen und Laufen sowie Fahrradfahren). Er kann auch durch längeres Sitzen gequetscht werden (zum Beispiel, wenn zusätzlich eine dicke Brieftasche in der Gesäßtasche liegt). In diesem Fall verursacht der Muskel die Schmerzen. Er kann anschwellen oder verhärtet sein.
Eine weitere mögliche Erklärung für die Schmerzen ist eine direkte Kompression des Ischiadicusnerves durch den Muskel. Dies kann durch anatomische Varianten verursacht sein, beispielsweise, wenn der Nerv durch den Muskelbauch des Piriformismuskel verläuft. Doch reichen bereits eine Verhärtung oder Verdickung des Muskels aus, um zu einer Kompression des Nervs zu führen.
Diagnose Piriformissyndrom
Die Palpation des Muskels am Gesäß kann verhärtete Stränge zeigen, möglich ist auch eine Schwellung oder eine direkte Druckempfindlichkeit des Nervus ischiadicus, der unterhalb vom Muskel austritt.
Eine weitere Diagnose-Option sind Muskeltests. Dabei kann es sich einfach um Dehnungstests des Muskels handeln oder um Tests gegen Widerstand, die die typischen Schmerzen auslösen.
Die Diagnosestellung ist manchmal nicht einfach, da auch andere lokale oder regionale Ursachen vorliegen können: eine Hüftarthrose, Beschwerden im Kreuz-Darmbeingelenk (Iliosakralgelenk) oder im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Eine Kernspintomographie des Gesäßes kann in seltenen Fällen eine Schwellung des Muskels oder des Ischiadicusnerven zeigen. Manchmal sind auch elektrophysiologische Messungen durch einen Neurologen notwendig, vor allem wenn Gefühlsstörungen und Muskelschwächen an den Beinen auftreten.
Differentialdiagnostisch können für die Schmerzen im Po auch Nervenreizungen ausgehend von der Lendenwirbelsäule sowie Gleitwirbel, Hüfterkrankungen, Blockaden vom Iliosakralgelenk, rheumatische Erkrankungen des Iliosakralgelenkes (beispielsweise Bechterew Krankheit) in Frage kommen.
Behandlung
Die Behandlung besteht zunächst darin, dass der Patient sich schont. Lassen die Schmerzen nicht nach, sollte eventuell durch einen Arzt die Diagnose bestätigt werden. Die Behandlung kann dann zusätzlich aus entzündungshemmenden Medikamenten und der Verordnung einer Physiotherapie bestehen. Die Physiotherapie besteht aus Dehnungen des Muskels sowie Querfriktionen. Wenn nötig, können hierbei auch zusätzliche Probleme angegangen werden (steife Hüfte und Lendenwirbelsäule, „verkipptes“ Becken, usw.).
Bei Therapieresistenz erfolgen in der Regel weitere diagnostische Maßnahmen (neurologische Untersuchung, Kernspintomographie der Wirbelsäule und / oder des Beckens).
Vorbeugung beim Sportler
Bei Laufsportarten kann auch eine Gang- und Laufanalyse der Ursachenforschung dienen. Die beste Vorbeugung ist eine Dehnung (Stretching) des Muskels vor dem Sport oder sogar beim Sport. Das kann so durchgeführt werden:
Um den rechten Muskulus piriformis zu dehnen, setzt man sich auf den Boden. Sie strecken das linke Knie, beugen das rechte Knie und stellen den rechten Fuß auf den Boden, auf der Außenseite des linken Knies. Dann drehen Sie ihren Oberkörper und Kopf auf die rechte Seite und legen den linken Ellenbogen auf die Außenseite des rechten Kniegelenkes, um es nach links zu drücken. Die Stellung sollten Sie circa 12 Sekunden halten und genauso lange ruhen, insgesamt 4- bis 5-mal wiederholen. Das Drücken sollte jeweils beim Einatmen durchgeführt werden. Ähnliche Übungen können auch im Liegen erfolgen.