Mini-Serie
Teil I: Gewichtsreduktion
Abnehmen und Sport treiben – so lautet die Zauberformel für Patienten mit Übergewicht, die an Arthrose leiden. Ein Forscherteam aus England zeigt, warum das so gut funktioniert.
Krankhaftes Übergewicht, auch Adipositas genannt, gehört zu den Risikofaktoren der Arthrose. Der Grund sind die mit Adipositas verbundenen Entzündungen im Körper. Das Problem dahinter: Fettzellen produzieren Hormone, die aktiv in den Stoffwechsel eingreifen. Bei Menschen, deren Wage zu viel Gewicht anzeigt, kommt es zu einer Entzündungsreaktion. Eine wichtige Rolle dabei spielen Adipokine. Bei Adipokinen handelt es sich um eine Gruppe von Eiweißen. Der Name des ersten entdeckten Adipokins ist Leptin. Leptin ist an Entzündungen und am Knorpelabbau beteiligt und kann möglicherweise zur Entstehung einer Arthrose beitragen.
Adipokine weisen sowohl entzündungsfördernde als auch entzündungshemmende Eigenschaften auf und sind Mittler zwischen Stoffwechsel und Immunsystem. Gut zu wissen: Bei Hunger erhöht sich die Anzahl der entzündungshemmenden Adipokine, die entzündungsfördernden nehmen ab, während die Situation bei einer Gewichtszunahme umgekehrt ist. Hinzu kommt: Entzündungsfördernde Adipokine sind vermutlich neben der Arthrose auch an der Entstehung weiterer Krankheiten beteiligt. Hierzu gehören sowohl der erworbene Diabetes als auch Bluthochdruck.
Bei Übergewicht: Was können Arthrose-Patienten selbst tun?
Wissenschaftler der Universität von Surrey (England) wollten jetzt wissen, wie sich Adipositas auf das Risiko eine Arthrose zu entwickeln auswirkt und was betroffene Patienten mit starkem Übergewicht für sich selbst tun können. Nicht nur das: Das Team interessierte sich auch dafür, wie verschiedene Nährstoffe – beispielsweise mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Cholesterin, die Vitamine A, C, D, E und K – eine Arthrose beeinflussen können. Dabei lag der Schwerpunkt vor allem auf Nährstoffen, die über die normale Ernährung aufgenommen werden. Nahrungsergänzungsmittel standen dagegen nicht im Fokus. Die Forschergruppe führte keine eigene Studie durch, sondern wertete die Ergebnisse bereits bestehender Studien aus, die zwischen den Jahren 2000 und 2017 durchgeführt wurden. Insgesamt fand das Team in medizinischen Datenbanken 1.190 Artikel, die sie in ihre Analyse einschlossen.
Dieser erste Teil des Beitrags befasst sich mit den Ergebnissen zur Gewichtsreduktion.
Die gute Nachricht: Abnehmen wirkt
Mit Blick auf Adipositas zeigte sich, dass Fettleibigkeit die Gelenke belastet. Menschen mit Übergewicht und Adipositas haben ein deutlich höheres Risiko für ein künstliches Kniegelenk. Außerdem war bei Personen mit einem zu hohen Gewicht das Risiko erhöht, eine Arthrose in der Hand zu bekommen. Neben Übergewicht stellt auch der erworbene Diabetes (Typ-2-Diabetes) ein Arthrose-Risiko dar. Zudem ist ein Typ-2-Diabetes Risikofaktor für ein künstliches Knie- beziehungsweise Hüftgelenk.
Für Patienten mit Arthrose gilt: Abnehmen zahlt sich aus – und das bereits, wenn Personen mit starkem Übergewicht und Adipositas einen Gewichtsverlust von 10% ihres Ausgangsgewichts erreichen. Die Arthrose-bedingten Schmerzen nehmen ab und die Funktion des Knies bei einer Kniearthrose verbessert sich. Außerdem beeinflusst der Gewichtsverlust den Stoffwechsel günstig.
Noch besser: Bewegung als Ergänzung zur Gewichtsreduktion
Welche körperliche Aktivität jeweils sinnvoll ist, besprechen Patienten idealerweise mit ihrem Arzt. Grundsätzlich gilt: Radfahren, Wandern und Schwimmen haben sich bei Patienten mit Arthrose als vorteilhaft erwiesen. Körperliche Aktivität hat den Vorteil, dass das Fettgewebe abnimmt und gleichzeitig die Muskelmasse erhalten bleibt. Der Erhalt der Muskelmasse ist dabei für die Beweglichkeit von zentraler Bedeutung. Sportliche Betätigung erzeugt Veränderungen im weißen Fettgewebe, inklusive einer erhöhten Energiegewinnung in der Zelle und einem positiv veränderten Adipokinprofil. Aus diesem Grund sind Programme zur Gewichtsreduktion, die Ernährung und Bewegung kombinieren, am sinnvollsten. Mit Blick auf die sportliche Aktivität tragen Übungen zur Kräftigung und Flexibilität sowie Ausdauer-Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren am ehesten dazu bei, Schmerzen und die Gelenkfunktion zu verbessern. Wie wichtig eine begleitende Diät ist, konnte das Forscherteam anhand der Studienauswertungen zeigen. So waren bei Patienten, die Sportprogramme zusammen mit einer Diät absolvierten, die Entzündungsfaktoren niedriger im Vergleich zu Patienten, die ausschließlich an einem Bewegungsprogramm teilnahmen.
Fazit
Nehmen übergewichtige und adipöse Arthrose-Patienten ab, schützen sie ihre Gelenke vor weiteren schädlichen Belastungen. Hinzu kommt: Da die Ausschüttung von Adipokin reguliert wird, verbessern sich ungünstige Stoffwechselprozesse.
In Kürze zum Weiterlesen
Was können Nährstoffe für Patienten mit Arthrose tun?
Quelle(n):
Thomas, Sally et al. “What is the evidence for a role for diet and nutrition in osteoarthritis?” Rheumatology (Oxford, England) vol. 57,suppl_4 (2018): iv61-iv74. doi:10.1093/rheumatology/key011