Eine wirksame Behandlung von Wirbelsäulenbeschwerden sind Infiltrationen (Infiltrationstherapie), das heißt Medikamente und Schmerzmittel werden direkt in das Schmerzgebiet an der Wirbelsäule eingespritzt.
Wo wird gespritzt?
Infiltrationen können, je nach Bedarf an verschiedenen anatomischen Strukturen der Wirbelsäule durchgeführt werden:
- im Bereich der Rückenmuskulatur und der Wirbelgelenke bei lokalen Beschwerden
- im Bereich der Nervenwurzeln und des Rückenmarkraumes (intra- oder peridural) bei ausstrahlenden Nervenschmerzen in die Arme (Halswirbelsäule) oder in die Beine (Lendenwirbelsäule)
Welche Mittel werden gespritzt?
In den meisten Fällen handelt es sich um eine Mischung aus einem lokalen Betäubungsmittel und Kortison. In manchen Fällen werden Enzyme, Salzlösungen oder Hyaluronsäure zusätzlich eingesetzt.
Was Ihr Arzt über Sie wissen sollte
- Haben Sie Fieber oder eine Infektion? In diesem Fall sollte die Infiltration verschoben werden.
- Haben Sie eine Allergie oder eine Neigung zum Kreislaufkollaps?
- Leiden Sie an Diabetes? Dies ist keine absolute Gegenanzeige für eine Infiltration, jedoch sollte der Zuckerspiegel einige Tage nach der Infiltration überwacht und die Insulinbehandlung bei Bedarf angepasst werden.
- Nehmen Sie ein blutverdünnendes Mittel?
- Sind Sie schwanger oder stillen Sie?
- Haben Sie einen schlecht eingestellten hohen Blutdruck?
In den meisten Fällen können die Infiltrationen dennoch unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden – etwa durch Anpassung der Dosis und der Art des benutzten Mittels oder durch eine längere, eventuell stationäre Überwachung nach der Infiltration.
Welche Risiken und Komplikationen sind möglich?
Es besteht ein geringes Infektionsrisiko durch eine Infiltration. Dieses Risiko (je nach Studien etwa 1 zu 70.000) wird minimiert durch ein steriles Vorgehen bei der Infiltration (Abwaschen und chirurgisches Abdecken).
Sie sollten in jedem Fall Fieber, lokale Entzündungszeichen oder Schmerzen im Einstichbereich sofort dem Arzt melden. Leichte lokale, vorübergehende Reizungen und Blutergüsse sind jedoch immer möglich und unbedenklich.
Mehr oder weniger starke allergische Reizungen sind ebenfalls möglich, aber selten. Die Ärzte sind darauf vorbereitet. Bei bekanntem allergischen Hintergrund sollte die Infiltration unter stationären Bedingungen erfolgen.
Die gefürchteten bekannten Nebenwirkungen einer monate- oder jahrelangen Kortisonbehandlung treten nach Kortisoninfiltrationen nicht auf, da dafür eine geringe Kortisondosis benutzt wird.
Nervenschädigungen mit dauerhafter Lähmung sind theoretisch möglich, aber äußerst selten. Sie entstehen meistens durch eine Infektion, eine Blutung oder eine Verletzung der Blutgefäße, welche die Nerven durchbluten.
Die Infiltrationen werden, wenn erforderlich, nach einer lokalen Betäubung durchgeführt und sollten somit nicht schmerzhafter sein als eine Blutprobeentnahme.
Wie läuft die Infiltration ab?
Eine Infiltration kann durch bildgebende Verfahren unterstützt werden – wie Ultraschall, Röntgendurchleuchtung, Computertomographie. Einfache intramuskuläre Spritzen oder Infiltrationen an die Wirbelgelenke können von einem erfahrenen Behandler ohne Bildgebung durchgeführt werden. Infiltrationen in die Wirbelgelenke, in den Nervenwurzelkanal oder in den Spinalkanal werden überwiegend unter Röntgendurchleuchtung oder mit Computertomographie durchgeführt.
Wann tritt die Besserung ein?
Eine Besserung sollte normalerweise schnell eintreten (innerhalb von 24 bis 48 Stunden). In manchen Fällen muss die Infiltration wiederholt werden, am gleichen Ort oder in den angrenzenden Bereichen. Infiltrationen dienen in unklaren Fällen manchmal auch zum Austesten, welche Strukturen die Schmerzen verursachen (z. B. welche Wirbelgelenke oder welche Nervenwurzeln), um dann später gezielt diese Bereiche operativ zu behandeln.