Wissenschaftler aus Karlsruhe arbeiten daran, dass eine Kniearthrose früher als bisher erkannt wird. Denn mit der Früherkennung könnte Patienten bereits in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung geholfen werden.
Funktioniert ein Gelenk nicht mehr richtig, versuchen viele Menschen dies auszugleichen. Sie verändern ihre Bewegungen so, dass das Gelenk geschont wird. Bei einer Kniearthrose belasten sie in der Regel das gesunde Bein verstärkt. Das arthrotische Kniegelenk wird auf diese Weise entlastet und es treten auch keine Schmerzen auf. Was zunächst positiv klingt, erweist sich jedoch langfristig als Nachteil. Denn es sind die Schmerzen im Knie, die auf eine beginnende Arthrose hindeuten. Werden sie nicht wahrgenommen, können sie nicht als Frühwarnsystem dienen. Die beginnende Kniearthrose bleibt unentdeckt.
Ziel der Forscher ist es, über eine computergestützte Analyse des Ganges ein Frühwarnsystem zu entwickeln, das sich routinemäßig in der Vorsorge einsetzen lässt. So die Erklärung von Professor Dr. Stefan Sell, Leiter des Lehrstuhls für Sportorthopädie und Belastungsanalyse am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Chefarzt für Gelenkchirurgie am Sana Gelenk- und Rheumazentrum Bad Wildbad.
Schonende Bewegungsabläufe für Patienten mit früher Kniearthrose
Für Patienten, die mithilfe des Frühwarnsystems entdeckt würden, könnten Gelenk schonende Bewegungsabläufe entwickelt und erprobt werden. Insbesondere in frühen Stadien der Arthrose ist es wichtig, Bewegungsabläufe im Sport richtig auszuführen. Ein Beispiel vom Tennis: Bei dieser Sportart ist es für Patienten mit einer Kniearthrose wichtig durchzulaufen und nicht die Bewegung plötzlich anzuhalten.
Aktuell erstellen die Forscher gerade einen Katalog von menschlichen Bewegungsmustern. Sie erfassen dabei auch abweichende Bewegungsmuster und beschreiben, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie vorkommen. Außerdem sammeln die Forscher Daten darüber, wie sich Patienten mit einer Kniearthrose bewegen. Sie fanden gemeinsame Merkmale von Bewegungsabläufen, die bei Menschen ohne diese Erkrankung normalerweise nicht beobachtet werden. Bei vielen Patienten mit einer Kniearthrose ist der Kniewinkel verringert. Und sie verlagern häufig das Gewicht wesentlich langsamer auf das Bein mit dem kranken Gelenk, damit der Stoß beim Aufsetzen geringer ausfällt. Zu Beginn einer Arthrose sind die Veränderungen noch so gering, dass sie vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden. Nur Computer registrieren die Veränderungen. Schreitet die Krankheit weiter voran, kann die abweichende Bewegung auch ohne Computer beobachtet werden und ist für den Patienten zudem mit Schmerzen verbunden. Bis das Frühwarnsystem für die Kniegelenkarthrose angewendet werden kann, dauert es vermutlich noch zwei Jahre.
Quelle(n):
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), siehe hierzu: https://www.kit.edu/downloads/pi/KIT_PI_2014_116_Bewegungsanalyse_soll_Arthrose_sichtbar_machen.pdf