Sind Sie ein Vermeider oder ein Bewältiger?
Die Art, mit dem Schmerz umzugehen, entscheidet meistens über den Verlauf. Man sollte bei leichten Schmerzen, zum Beispiel nach leichten Halswirbelsäulenbeschleunigungstraumen möglichst schnell wieder ein normales Leben führen. Viele Beschwerden, die durch Überbelastung entstehen, lösen sich spontan nach einer kurzen Zeit wieder auf. Oft handelt es sich dabei nicht um schwerwiegende Erkrankungen.
Bei Rückenschmerzen gibt es in den meisten Fällen kein kurzfristig wirkendes Rezept und oft kommt es zu einem Auf- und Ab der Beschwerden. Der Schmerzgeplagte erwartet häufig eine passive Behandlung. Dabei ist, ganz im Gegenteil zu dieser passiven Einstellung, seine aktive Mitarbeit gefordert.
Es gibt zwei Arten, mit Rückenschmerzen umzugehen:
- Der Vermeider: schont sich viel, liegt viel, wartet, macht sich Sorgen.
- Der Bewältiger: bleibt in seinem Handeln aktiv, denkt positiv, weiß, dass der Schmerz nachlassen kann.
Rückenschmerzen – zu viel Therapie kann schaden
Studien konnten nachweisen, dass es Faktoren gibt, die sowohl aus Patienten-, als auch aus Therapeutensicht erheblich zur Chronifizierung beitragen können:
- unnötige weiterführende Diagnostik ( CT, MRT) oder Bemerkungen vom Therapeuten, die dem Patienten suggerieren, dass es sich nicht um eine leichte Erkrankung handelt.
- unnötige oder übertriebene Therapie ( Bandagen, Medikamente).
- lange Krankschreibung und Schonung.
- Übersehen von psychosozialen Belastungsfaktoren und vorherbestehenden Störungen.
Es gibt Rückenschmerzen mit dringlicher Indikation zur erweiterten Diagnostik und Therapie. Dies sind vor allem Schmerzen mit hochgradigen oder zunehmenden neurologischen Defizite (z. B. beispielsweise Lähmungen), Frakturschmerzen (z. B. osteoporotische Wirbeleinbrüche) oder entzündungsbedingte Schmerzen (z. B. durch bakterielle Infektionen). Diese Ursachen werden meistens aufgrund ihrer Symptome schnell erkannt.
Die verbleibenden Kategorien von Rückenschmerzen können in drei Gruppen eingeteilt werden:
- Schmerzen mit einer eindeutigen strukturellen Ursache (z. B. Einengungen von Nervenkanälen ).
- Schmerzen mit einer eindeutigen funktionellen Ursache (z. B. untrainierte Muskulatur).
- Schmerzen ohne organische Ursache im Rahmen einer somatoformen Schmerzverarbeitungsstörung).
Ein Mischbild dieser Kategorien ist auch möglich. Für diese Kategorien sind in der Rege keine aufwendigen oder invasiven diagnostischen und therapeutischen Verfahren notwendig, zumindest nicht am Anfang. Oft reicht es aus, von einem Therapeuten beraten zu werden. Der Therapeut gibt Empfehlungen zu Sportarten und erklärt wie man Fehlbelastungen im Alltag vermeiden kann. Bei einigen Patienten wird auch zur einer Reduzierung des Körpergewichts geraten. Bei Bedarf kann zusätzlich eine physikalische Therapie verordnet werden.
In dieser Phase hat der Bewältiger deutlich mehr Erfolg in der Bekämpfung seiner Beschwerden. Er wird selber aktiv, vermeidet so neue Schmerzauslöser, befolgt die Ratschläge und arbeitet wenn möglich weiter.