Viele Patienten haben es schon erlebt: Sie werden in den Operationssaal gefahren und müssen zunächst auf den Narkosearzt warten, der noch mit dem vorherigen Patienten beschäftigt ist. In dieser Situation fällt den Patienten auf, dass die Luft kühl ist, und es wird ihnen kalt. Während der Narkose bemerken sie die Kälte nicht, wachen auf, und sie fangen wieder an zu frieren.
Was Patienten während der Operation nicht mitbekommen, sind die Gespräche, die das OP-Personal führt. Der Chirurg, der vielleicht eine körperlich anstrengende Operation durchführt (zum Beispiel eine Hüftprothesenoperation) bittet darum, dass die Temperatur im Operationssaal heruntergefahren wird, da ihm zu warm ist und er anfängt zu schwitzen. Das Narkoseteam, welches weniger körperlich schwer arbeitet, bittet unter Umständen gleichzeitig um Erhöhung der Saaltemperatur, da es ihnen zu kühl ist. Der Leidtragende ist derjenige, der am Thermostatknopf steht und nicht weiß, in welche Richtung er ihn drehen soll.
Dabei ist der wahre Betroffene der Patient.
Kühle Temperaturen erhöhen Wundinfektionsrisiko
Mehrere Faktoren beeinflussen die umgebende Luft in einem Operationssaal. Hierzu zählen die Temperatur, die Luftreinheit, die Luftfeuchtigkeit und die Luftbewegung. Empfohlen werden eine Temperatur von 22 bis 26 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 30 bis 60 Prozent. Prothesenimplantationen erfolgen meistens in einem Operationssaal mit Laminar Flow. Laminar Flow bezeichnet eine sogenannte turbulenzarme Verdrängungsströmung, bei der die Luft ohne Turbulenzen und in der Regel vertikal von der Decke aus in den Raum strömt, um die Kontaminierung zu verringern. In diesem Bereich befinden sich Patient und Instrumententisch. Die Temperatur des Zuluftstromes muss in der Regel 0,5 Grad kühler sein als die Saaltemperatur.
Ein Patient in Narkose kann sich zudem nicht gegen extreme Temperaturen wehren. Man weiß inzwischen, dass bei kühlen Temperaturen unter anderem das Wundinfektionsrisiko steigt, weil dann die periphere Durchblutung und die Immunabwehr verringert sind. Man weiß nicht genau, inwieweit luftgetragene Mikroorganismen für Infekte nach der Operation verantwortlich sind: Viele postoperative Infekte werden nämlich durch die körpereigene Flora der Patienten ausgelöst.
Mit Heizmatte in den OP
Es ist wichtig, die Temperatur eines Patienten im Operationssaal durch ein Monitoring (zum Beispiel durch eine Nasensonde) zu beobachten, um Hypothermien, das heißt Unterkühlungen, zu vermeiden. Der Unterkühlung eines Patienten kann durch Heizmatten oder besser Heizdecken in Form von Warmluftgebläsedecken wirksam entgegengewirkt werden. Als sehr effizient hat sich ein sogenanntes Prewarming gezeigt, damit ist eine im Einleitungsraum begonnene Erwärmung des Patienten gemeint.
Somit ist es eigentlich nicht entscheidend, wie hoch die Saaltemperatur eingestellt ist, wichtiger ist das Wohlbefinden des Patienten. Der Narkosearzt kann sich wärmer anziehen.