In den siebziger Jahren wurden von Kirkady-Willis und Mitarbeitern im sogenannten Kirkady-Willis Modell folgende drei Phasen für die Alterungsprozesse der Wirbelsäule unterschieden:
1. Die Phase der Dysfunktion
Die meisten Menschen mit Schmerzen befinden sich am Beginn dieser Phase. In diesem Stadium liegen noch keine oder nur diskrete strukturelle Veränderungen vor. Bei den Veränderungen handelt es sich zum Beispiel um Ausweitungen der Wirbelgelenkkapsel, Schleimhautreizungen dieser Gelenke und eine beginnende Degenerationen der Bandscheiben (Verlagerung des Nucleus pulposus).
Die Schmerzen treten akut auf. Sie sind häufig einseitig und werden mechanisch ausgelöst.
2. Die Phase der Instabilität
Es bestehen starke Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich (Lumbalgien), manchmal treten die Schmerzen in Verbindung mit einer Steh- und Gehunfähigkeit auf. Beim Aufrichten werden die Hände auf dem Oberschenkel abgestützt. In dieser Phase zeigen sich die ersten erkennbaren Veränderungen, wie zum Beispiel Ausdünnung des Gelenkknorpels, Ergüsse im Wirbelgelenk, Höhenminderung der Bandscheibe, Risse im Faserring (Anulus) der Bandscheibe.
Die Wirbelsäule ist hypermobil geworden – das heißt, sie kann über das altersübliche und geschlechtsbezogene Maß hinaus bewegt werden. Außerdem sind die Gelenke instabil.
3. Die Phase der (Re-) Stabilisation
Die Schmerzen sind oft chronisch und schwer therapierbar.
Die Wirbelsäule weist starke degenerative Veränderungen auf. Die Endplatten der Wirbelkörper sind durch eine ausgeprägte Bandscheibenresorption angenähert und die Wirbelgelenke stark verdickt. Zudem entstehen an den Wirbelköpern auch Knochenanbauten, was zu einer spontanen Versteifung der betroffenen Wirbelsegmente führt. Die Wirbelsäule könnte dadurch einsteifen und so die Schmerzen gelindert werden. Dies ist leider nicht immer der Fall. Denn kann zu schweren zunehmenden Verformungen der Wirbelsäule kommen, da sich Wirbelkörper verschieben oder aber der Spinalkanal wird eingeengt. Die Folge: Die Beschwerden nehmen zu.
Dieser Alterungsprozess wird auch durch chronische Fehlbelastungen der Wirbelsäule beeinflusst. Hierzu gehören beispielsweise Fehlbelastungen im Beruf oder im Sport, genetische Faktoren oder eine falsche Ernährung. In der Realität können diese Phasen gleichzeitig an verschiedenen Segmenten der Wirbelsäule erscheinen und ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Menschen haben. Die Behandlung bei Beschwerden kann am Anfang aus einer einfachen physikalischen Therapie bestehen, wenn möglich mit selbstständigem Training. Bei resistenten Beschwerden kommen medikamentöse, manchmal auch operative Optionen in Frage. Wichtig dabei ist, als präventive Maßnahmen Veränderungen im täglichen Leben, im Beruf und im Sport durchzuführen.