Arthrose gilt als einer der Hauptkandidaten für Schmerzen, von denen mehrere Körperteile betroffen sein können. Jetzt fanden Britische Wissenschaftler Hinweise auf weitere Verursacher für diese Schmerzform.
Die Wissenschaftler entdeckten, dass unruhiger Schlaf einer der stärksten unabhängigen Vorhersagewerte für Schmerzen in mehreren Körperregionen bei Erwachsenen über 50 Jahren ist. Neben Schlafstörungen gelten Ängste, Gedächtnisprobleme und ein schlechter Gesundheitszustand ebenfalls als Risikofaktoren für Schmerzen bei dieser Altersgruppe. Sogenannte muskuloskelettale Schmerzen – das sind Muskel-, Knochen-, und Nervenschmerzen – treten umso häufiger auf, je älter die Patienten sind: Bis zu 80 Prozent der über 65-Jährigen leiden täglich unter dieser Schmerzart. Schmerzen, die mehrere Teile des Körpers betreffen, gelten als Kennzeichen der sogenannten Fibromyalgie. Laut bisherigem Forschungsstand sind hiervon 15 Prozent der Frauen und 10 Prozent der Männer über 50 Jahren betroffen.
Um zu verstehen, wodurch der Schmerz an verschiedenen Körperregionen verursacht wird, führten Dr. John McBeth und Kollegen der Keele University in Staffordshire (England) eine sogenannte bevölkerungsbasierte Studie durch. Ziel der Wissenschaftler war es, Risikofaktoren zu identifizieren, die für Schmerzen in mehreren Körperregionen bei älteren Menschen verantwortlich sind. Die Forscher sammelten für ihre Studie Daten von 4.326 Personen. Sie erfassten, ob beziehungsweise an welcher Schmerzart die Personen litten und stellten Fragen über die seelische und körperliche Gesundheit sowie den Lebensstil. Alle in die Studie aufgenommenen Personen waren älter als 50 Jahre und zu Beginn der Datenerfassung frei von Schmerzen in mehreren Körperregionen. Ein genauer Blick auf die Daten zeigt folgendes Bild: 1.562 Personen hatten gar keine Schmerzen und 2.764 litten an leichten Schmerzen. Die Forscher beobachteten die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von drei Jahren. Sie wollten feststellen, bei wie vielen sich während dieses Zeitraumes in mehreren Körperregionen Schmerzen entwickelten.
Kombinierte Schmerztherapie für ältere Menschen
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie stark Schmerzen bei älteren Menschen verbreitet sind: Insgesamt 800 (19 Prozent) Teilnehmer berichteten über neu aufgetretene mehrere Körperregionen betreffende Schmerzen. Die Schmerzform entwickelte sich bei denjenigen Teilnehmern häufiger, die bereits zu Studienbeginn leichte Schmerzen hatten. Am Ende der drei Jahre litt jeder vierte Teilnehmer, der zu Studienbeginn leichte Schmerzen hatte, an mehreren Körperregionen unter Schmerzen; bei denjenigen, die zu Studienbeginn keine Schmerzen hatten, waren es lediglich 8 Prozent.
Insgesamt stellten die Wissenschaftler fest, dass Schmerzstatus, Ängstlichkeit, verringerte Lebensqualität aufgrund von körperlichen Gesundheitsbeschwerden, Gedächtnisprobleme und nicht erholsamer Schlaf mit der Entwicklung von Schmerzen an mehreren Körperregionen einhergehen. Da die meisten älteren Menschen Arthrose haben und deshalb unter anderem an Schmerzen an mehreren Körperregionen leiden, bezogen die Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten auch die Erkrankung Arthrose mit ein. Es zeigte sich, dass unabhängig von Arthrose Schlafstörungen, Gedächtnisprobleme und schlechte körperliche sowie seelische Gesundheit weitere Risikofaktoren für Schmerzen sein können. Interessanterweise nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schmerzen in mehreren Körperregionen entwickeln, mit dem Alter ab.
Für ältere Menschen werden also kombinierte Therapieoptionen benötigt, die sowohl Schmerzen an einer Körperregion als auch Schmerzen in mehreren Körperregionen behandeln, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler aus ihren Forschungsergebnissen.
Quelle(n):
John McBeth et al., Arthritis & Rheumatology, 2013